Traumnacht: Feengesang
Ich befand mich in einem ganz normalen Traum, den man nachtnächtlich immer wieder einmal erlebt.
Gut, er war sehr deutlich und ich besaß eine glasklare Wahrnehmung, aber mir war (noch) nicht klar, dass ich mich in einem Traum befand. Darin befand ich mich in einer riesigen Lagerhalle mit einer davor liegenden, großen Baustelle.
Ich kam mir vor wie ein ausländischer Hilfsarbeiter, der hier aushalf und sich sein Brot verdiente. Später jedoch änderte sich dies und ich schien ein Besucher in einem Dorf zu sein, das wohl möglich in Russland lag.
Das Setting war also ein wenig verworren.
Jedenfalls während wir arbeiteten, erlebten meine Kollegen und ich etwas Unglaubliches. Wir hörten plötzlich einen wunderschönen, weiblichen Gesang. Er war so voller Anmut und Klarheit, gepaart mit einer unfassbaren schönen Stimme, dass es uns allen den Atem raubte! Und nicht nur uns, sondern unsere Kräne, Bagger und Gerüste schienen mit einem Mal belebt zu sein, sie drehten sich und wandten sich der Stimme zu, wie eine Pflanze der Sonne.
Es war ein unbeschreiblicher Moment. Die Stimme belebte die Materie und verzückte unsere Herzen. In diesem Moment erkannte ich, dass ich träume. Ich wusste, wenn ich nachher aufwachen würde, werde ich mich nicht mehr an den Text noch an die schöne Melodie erinnern können, aber da ich hier keinen Zettel und Stift benutzen konnte, prägte ich mir die Silben und den Gesang möglichst tief ein. Immer wieder wiederholte ich ihre gesungenen Worte, während ich langsam loslief und in die Richtung eilte, aus der der Gesang kam. Nach kurzer Zeit traf ich auf einige Kollegen. Sie standen dort wie gebannt, als seien sie den Sirenen aus Odysseus begegnet.
Ich lief an ihnen vorbei und plötzlich huschte etwas blitzschnell an mir vorbei. Es rannte fort und ich hinterher. Es jagte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in eine angrenzende Villa. Innen war es stockdunkel und ich tastete mich langsam durch die Räume auf der Suche nach einem Lichtschalter. Als ich einen fand, erkannte ich eine Puppe im schwarzen Kleid mit Rüsche und Spitze, die ich aus einem Reflex heraus ergriff, weil sie gerade unauffällig an mir vorbei wollte.
Nun hatte ich die „Sirene“ erwischt und hielt sie mir vors Gesicht. Sie sang nicht mehr, aber ich befragte meine innere Stimme, womit ich es hier zu tun hatte. Wenn ich diese im Tumult richtig verstanden habe, dann meinte sie, dass wenn man eine solche „Puppe“ fängt, man eine besondere Kraft erhielt. Ich kam mir vor, als hätte ich eine Jeanny oder eine verwunschene Puppe gefangen.
Dann erwachte ich.