Traumnacht: Das Einweg-Portal
Ich legte mich ins Bett und wandte meine “Sternenfeld-Technik” an. Keine zehn Minuten später hörte ich ganz unvermittelt und mit lauter männlicher Stimme in meinem Kopf: “22”!
“Traumnacht” ist eine Reihe, in der ich mich bewusst darauf konzentriere, einen luziden Traum oder eine außerkörperliche Erfahrung zu erleben bzw. in der ich von einen interessanten oder außergewöhnlichen Traum berichte.
Das hat mich natürlich erst mal wieder herausgerissen. Dann dachte ich über den Sinn nach, aus welchem Grund mir jemand die Zahl 22 nennen sollte? Immerhin, sollte es dieser Person oder Wesen Energie gekostet haben, sich über meinen Ego-Filter hinwegzusetzen, um mir überhaupt eine Botschaft zukommen zu lassen und was sendet er mir? 22! Handelt es sich um ein Datum? Um den Buchstaben V, eine Zimmernummer oder um eine andere geheimnisvolle Botschaft? Vermutlich war sie Teil einer längeren Botschaft und ich hatte nur einen Teil mitbekommen.
Kurz darauf erwachte ich einem mir fremden Bett. Es war, als würde ich gerade eben erwacht sein (s. Falsches Erwachen). Ich richtete mich auf und erkannte, dass der Raum nahezu dem einer älteren Wohnung entsprach, nur mit dem Unterschied, etwas weiter links stand eine Art Spiegel, der ungefähr 1,50 m hoch und oval sowie mit schwarz-metallischen Floralmustern verziert war.
In der Mitte schien es auf den ersten Blick ein Spiegel zu sein, aber bei genauerer Betrachtung wirkte es dann doch wie eine sich sanft bewegende Wasseroberfläche. Sofort dachte ich, es dürfte sich hierbei sicherlich um eine Art Portal handeln, mit dem man irgendwohin in fremde Welten und Dimensionen reisen könnte…
Wie aus dem Nichts entdeckte ich links hinter mir eine Frau. Sie saß dort und schaute mich an, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich sie endlich entdeckte.
“Wer bist denn du?”, fragte ich sie.
“Ich bin gekommen, um dir dieses hier zu geben…”, antwortete sie und reichte mir ein silbernes Armband.
Freundlich wie ich war, nahm ich das Armband entgegen und schaute es mir an. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine Uhr. Ein silbernes Armband mit vielen aneinandergereihten länglichen Metallplättchen und oben war ein rundes Ziffernblatt zu erkennen, die von einem Drehrad umrahmt war. Ich wusste, dass ich dieses Rad nicht unbedacht drehen durfte.
“Wenn du diese Scheibe drehst, kannst du damit reisen – wo immer du hinwillst! Sie aktiviert das Portal und dann geht es auch gleich los! Ich kann die Uhr nicht mehr behalten, ich muss sie nun weitergeben.”
Neugierig schaute ich mir die Uhr weiterhin an. Ich war fasziniert. Als ich wieder hochblickte, war die Frau spurlos verschwunden.
“Gut”, dachte ich, “dann werden wir erst einmal die Funktion dieser Uhr testen, die offensichtlich mit diesem Portal verbunden ist. Am besten werde ich mich zu Testzwecken eine Stunde in die Zukunft transportieren, um zu sehen, ob es funktioniert.”
So legte ich mich wieder hin und drehte an der Uhr…
Nur wenige Sekunden später erwachte ich wieder im Bett. Ich richtete mich auf und blieb auf der Bettkante sitzen. Ich hatte geträumt! Das war leider nur ein Traum gewesen… Es wäre schön gewesen, ein solches Portal zu besitzen, was man damit alles anstellen könnte… Dann stand ich auf und ging in die Küche. Dort saß ein freund von mir und trank Kaffee.
“Guten Morgen!”, begrüßten wir uns.
“Hey, ich habe etwas Spannendes geträumt! Eine Frau schenkte mir eine Uhr und da war ein Portal in meinem Zimmer, mit dem konnte ich überall hinreisen, wo immer ich hinwollte…”, erklärte ich und erzählte ihm den ganzen Traum.
Als ich endete, bekam ich plötzlich einen Schauder nach dem anderen, der über meinen Rücken lief.
“Na klar! Jetzt verstehe ich es!”, rief ich aus. “Ich bin so ein Blödmann! Ich habe die Uhr eine Stunde auf die Zukunft programmiert und was ist jetzt? Jetzt bin ich ja eine Stunde in der Zukunft und zwar wach und hier an diesem Tisch! Die Uhr hat also das getan, was ich von ihr erwartet hatte. Die Uhr wusste, dass ich träumte und darum bin ich nun hier…”
“Warte mal”, meinte mein Freund, der jetzt plötzlich nicht mehr männlich, sondern eine Frau war. Ich kannte sie, sie war mal auf einigen Workshops von mir gewesen. “Ich komme da nicht ganz mit… Die Uhr und dieses Portal haben dich eine Stunde weiter in die Zukunft verfrachtet?”
“Ja, richtig! Das hat sie. Und eine Stunde später, ist ja klar, da würde mein Mittagsschlaf beendet sein und ich würde hier in der Küche sitzen und einen Tee trinken – so wie es nun der Fall ist.”
“Und wo ist die Uhr und das Portal?”
“Tja, darum sagte ich ja, ich bin ein Blödmann! Ich hätte aus Testzwecken die Zeit zurückdrehen sollen, vielleicht nur zehn Minuten oder so, denn dann wäre ich automatisch wieder zu dem Zeitpunkt zurückgekommen, an dem die Frau auftauchte und mir die Uhr übergeben hätte… Aber so habe ich aus diesem Portal ein Einweg-Portal gemacht. Das Tor und die Uhr sind verloren…”
Kurz darauf erwachte ich tatsächlich in meinem Bett bzw. in dem Bett, das ich für meinen gewohnten Alltag wähne…
One Comment
Albert
Kurz darauf erwachte ich tatsächlich in meinem Bett bzw. in dem Bett, das ich für meinen gewohnten Alltag wähne…
… und suchst die Uhr. Vergebens…
Du bekommst sicher eine weitere Chance, irgendwann.
LG Albert