Reinkarnation Erinnerungen

Reinkarnationserinnerung: Im Gefangenenlager

Ich hatte gestern Nacht einen Traum, in dem ich wieder in einem Gefangenenlager war. Zuerst dachte ich, dass es das gleiche Lager war, so wie in meiner Erinnerung vom 10. Januar dieses Jahres (siehe hier), aber das war es nicht. Dieses Mal war es ein anderes Lager mit einem anderen Kommandanten…

Ich weiß noch, dass das Regime kurz vor dem Zusammenbruch war. Wir hatten es geschafft, die Anhänger des Regimes an vielen Stellen zu besiegen. In meiner Zuversicht war ich jedoch dermaßen begeistert, dass ich mit an der Front gegen die verbliebenen Gruppen kämpfte und dabei dummerweise gefangen genommen wurde. Man warf mich in eine Zelle, in der sich bereits einige andere Gefangenen befanden. Sie waren schon länger in diesem Gefängnis. Politische Gefangene. Sie erzählten mir, dass politische Gefangene hier nicht besonders gut behandelt würden. Doch mein Auftauchen in diesem Gefängnis mit den frohen Botschaften, dass das Egime in Kürze gestürzt wird, erfüllte die Gefangenen mit Hoffnung und neuem Optimismus. Sobald das Regime gestürzt war, würden sie wieder befreit werden. Schnell entwickelte ich mich in dem Gefängnis zur Leitfigur ihrer Hoffnungen, Wünsche und Aussicht auf Freiheit. Genau das gefiel dem Kommandanten des Gefängnisses nicht.

Er wollte mich brechen und den anderen Gefangenen zeigen, dass ich keine Leitfigur und Hoffnungsträger bin, sondern gelogen habe und mich nur wichtig tun wollte. Er ließ mich immer wieder zu sich rufen und hat die rücksichtslosesten Dinge mit mir angestellt. In einer Szene zog er mir mit einer Zange ein paar gesunde Backenzähne heraus. Ein anderes Mal hielten mich wieder seine Untergebenen fest und haben Karatetritte an mir geübt und mit Begeisterung meinen Kopf als Ziel benutzt.

In der Nacht wurde ich immer wieder wach und dachte über die letzte grausame Szene nach, die man mit mir gemacht hatte. Dann bin ich wieder eingeschlafen und erneut in diesem Gefängnis gelandet und es ging weiter mit den Foltern. Ich bin sicherlich an die oder vier Mal erwacht und erneut in dieses Gefängnis eingestiegen. Die Foltereien besaßen einen Vorteil, auch wenn sie grausam und unangenehm waren: sie halfen mir meiner Situation bewusst zu werden. Irgendwann wurde ich in dem Traum klar und wusste, dass ich träumte. In diesem Moment konnte ich die Foltern sofort beenden. Ich war sogar in der Lage, das Traumgeschehen vor- oder zurückzuspulen. Dabei war es mein Plan, zu einer Szene vorzuspulen, in denen ich irgendwo ein wichtiges Schreiben oder eine Notiz finden könnte, um nachher, wenn ich wieder erwachen würde, einen Hinweis hatte, in welcher Zeit und in welchem Land ich mich befand. Der Plan war einfach, wenn auch multidimensional gedacht. Wenn ich einen Hinweis auf Ort und Zeit bekommen könnte, dann würde ich später recherchieren können, wo ich hier überhaupt gefangen war.

Irgendwann fand ich auf dem Flur eine Art schwarzes Brett. Daran hingen verschiedene Zettelchen. Dort suchte ich nach einem Hinweis auf eine Regimentbezeichnung oder vielleicht ein Datum… doch alles, was ich fand, war ein Zettel mit einer Parole. Ich dachte mir, dass ich mir einfach diese Parole merke und später im Internet nachgucken könnte, wohin der passt. Ich prägte mir die Parole, die mir irgendwie serbisch erschien, gut ein und verließ den Traum.

In meinem Bett wohl behütet erwacht, dachte ich noch über die ganzen Erinnerungen aus diesem anderen Leben nach. Der Kampf gegen das Regime, meine Gefangennahme, die Folterungen, die Bewusstwerdung und die Suche. Ich bin der Ansicht, dass dieser Aufenthalt in dem Gefängnis vielleicht ein Jahr gedauert hat, bis das Regime zusammenfiel. Jedenfalls habe ich dort – als Träumer – vermutlich nur einige Tage verbracht, die vielleicht auch die emotionalsten gewesen waren. Über diese Gedanken bin ich wieder eingeschlafen. Am anderen Morgen hatte ich noch die Erinnerung an viele Szenen, aber dummerweise habe ich die Parole vergessen. Auch als erfahrener Träumer ist man vor solchen Fehlern nicht gefeit.

2009-01-24

5 Kommentare

  1. Mich erinnert die Geschichte an die kommunistische Zeit, in der ich 25 Jahre lang gelebt habe. Da gab es auch schlimme politische Gefängnisse – äussere und „innere“. Die äusseren habe ich selber nicht erlebt – aber Bekannte von mir. Das „innere“, geistige Gefängniss kann aber ähnlich schlimm sein und Menschen an die Grenzen bringen. Ich hätte die kommunistische Zeit selber nicht überlebt, wenn die Wende nicht gekommen wäre. Es war eines von vielen Wundern, die ich in meinem Leben erlebt habe, das ich am Ende weg konnte, und ein neues Leben wo anders anfangen konnte.
    Ich finde es auch immer wieder interessant, was solche Geschichten, wenn man sie liesst, in einem auslösen können. Ich habe gerade durch diese Geschichte mich nicht nur an die kommunistische Zeit erinnert. Das Mitgefühl beim Lesen hat mir geholfen, etwas schwieriges zu verstehen. So konnte ich gestern nach dem Lesen friedlich einschlafen und dann habe ich noch etwas mit Jonathan geträumt :-), was genau weiss ich nicht mehr, nur das wir einen Weg gemeinsam gegangen sind und uns unterhalten haben….:-) Lieben Gruss von Aya

  2. Ich glaub, wenn man in einem luciden Traum ganz klar ist und sich nicht in den Traum einmischt, dann kommt man an solche Erinnerungen aus andren Leben.
    An Jonathan: Best Blog ever! Einfach supi!

  3. Hervorragender Traum Jonathan! Sehr deutlich sind Parallelen zu Deiner momentanen Inkarnation als Jonathan erkennbar, in der Du auch Hoffnung und Optimismus verleihst. Großartig!!!
    LG
    Nicole

  4. Author

    Hallo Aya! Ich habe auch schon von einer anderen Person gehört, dass mein Traum sehr an die Geschichten von Gefangenen erinnern, die in kommunistischen oder diktatorischen Regimen eingesperrt wurden. Ich war einerseits natürlich froh, dass es nur ein Traum war, aber nichtsdestotrotz ist es für andere Realität gewesen. So, wie es aussieht, sogar die eines anderen Selbstes von mir. Aus seiner Perspektive bin ich ein Traum und ich kann mir vorstellen, dass er gern tauschen würde. Liebe Grüße, Jonathan

  5. Author

    Hallo Nicole, vielen Dank für Deine schönen Worte. Liebe Grüße, Jonathan

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