Traumnacht - Luzides Träumen und Astralreisen

Nachtrag: Der schwarze Mann – Teil 1

Jetzt, nachdem ich die Kommentare und E-Mails durchgesehen habe, komme ich auch dazu, auf Eure wirklich sehr interessanten und aussagekräftigen Erfahrungen einzugehen. Das Muster ist in allen Berichten sehr deutlich. Der klassische Fall liegt so, dass sämtliche Personen erklärten, die mir geschrieben haben, dass sie nachts unbeweglich in ihrem Bett liegen, eine schwarze Gestalt ins Schlafzimmer kommt, sich auf die schlafende Person setzt und dessen Atem zu rauben scheint bzw. anhält.

Dies geht mit sehr starker Angst einher und die Ausstrahlung dieser Gestalt ist bis auf das Äußerste bedrohlich. In der Angst versucht man sich der Macht dieser schwarzen Gestalt zu entziehen. Entweder wird um sich geschlagen oder man versucht, jemanden zu rufen, wobei hier in der Regel stets die Stimme versagt, oder man versucht so schnell wie möglich zu erwachen.

Aufgrund der Zuschriften im prozentualen Verhältnis zu den Besuchern meines Traumtagebuchs könnte man vielleicht davon ausgehen, dass sich ca. 5 % der Menschen an diese Erfahrung aus ihrer Kindheit erinnern können, während die anderen 95 % solche Vorgänge völlig vergessen haben. Bei letzteren ist vielleicht noch die vage Erinnerung vorhanden, dass sie nicht in Dunkelheit einschlafen wollten und darum noch eine Lichtquelle, aus dem Flur oder sonst wo her, erwünschten.

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Wenn ich nun sämtliche Zusendungen, Kommentare und meine eigenen Erfahrungen so anschaue, kann ich die vorbereitende und vieles abkürzende Frage stellen: Besitzt der schwarze Mann gute oder böse Absichten? Sobald diese Frage geklärt wurde, kann ich auch meine weiteren Erklärungen anführen. So möchte ich im Weiteren beide Möglichkeiten aufführen, um es etwas klarer zu gestalten:

1. Der schwarze Mann besitzt schädliche Absichten und er ist auf die Energie schlafender Menschen aus. Er kann Asthma, Atemprobleme jeglicher Art, Bewegungsunfähigkeit bis Lähmung sowie vielerlei Ängste auslösen.

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2. Der schwarze Mann besitzt positive Absichten und versucht den Schläfer auf eine bewusstere Ebene der Existenz befördern. Er wird jedoch als böse wahrgenommen, weil der Verstand Angst vor der Veränderung hat. Somit ist der Schläfer der Verblendete, der den schwarzen Mann als böse registriert.

3. Der schwarze Mann ist der Doppelgänger (zweiten Körper) des Schläfers – oder eines anderen Menschen – der im Moment der Wahrnehmung aus zwei Perspektiven wahrgenommen wird. Das Bewusstsein spaltet sich auf und der Schläfer nimmt sich kurzzeitig in seinem Doppelgänger selbst wahr.

Zu Punkt 3 möchte ich einen kleinen Auszug aus dem Buch “Das Feuer von innen” von Carlos Castaneda anbringen:

Er wiederholte mir immer wieder, daß in dem Stadium, in dem ich mich befände, keinerlei rationale Erwägungen in mein Tun eingreifen dürften. Sowohl der Traum-Körper wie die Wahrnehmungsbarriere, sagte er, seien Positionen des Montagepunktes (syn für: Fokus), und dieses Wissen sei für die Seher so wichtig wie Lesen und Schreiben für den modernen Menschen. Und beide könne man erst nach jahrelanger Übung erreichen.
»Gerade jetzt kommt es darauf an, daß du dich an die Zeit erinnerst, als dein Montagepunkt diese Position erreichte und deinen Traum-Körper schuf«, sagte er mit ungeheurer Eindringlichkeit. Dann lächelte er und meinte, die Zeit werde knapp; er sagte, die Erinnerung an die große Reise meines Traum-Körpers werde später meinen Montagepunkt in die Lage versetzen, die Wahrnehmungsbarriere zu durchbrechen, um eine andere Welt zu montieren. »Der Traum-Körper ist unter verschiedenen Namen bekannt«, sagte er nach langer Pause. »Der Name, der mir am besten gefällt, ist ‘der Andere’. Das ist, ähnlich wie ‘die Stimmung’, ein von den alten Sehern geprägtes Wort. Ich habe nicht viel im Sinn mit ihrer Stimmung, aber ich muß gestehen, daß mir ihre Wortwahl gefällt. Der Andere. Es klingt geheimnisvoll und verboten. Wie die alten Seher selbst, erinnert es mich an Dunkelheit und Schatten. Die alten Seher sagten, der Andere kommt immer eingehüllt in den Wind.«
Im Lauf der Jahre hatten Don Juan und die anderen Mitglieder seines Zuges oft versucht, mir bewußt zu machen, daß wir an zwei Orten gleichzeitig sein könnten, daß wir eine Art von Dualität der Wahrnehmung erleben könnten. […]
An diesem Abend hatte Don Juan gesagt, Genaro werde meinem Montagepunkt helfen […] und ich solle ihn imitieren – alles nachmachen, was er tat. Genaro reckte den Hintern heraus und stieß dann sein Becken mit großer Wucht nach vorne. Ich fand, es war eine obszöne Gebärde. Dies wiederholte er immer wieder und hopste umher wie im Tanz.
Don Juan stieß mich an und drängte mich, Genaro nachzuahmen, und ich tat es. So tollten wir beide herum, immer die gleiche groteske Bewegung ausführend. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, als führte mein Körper die Bewegung ganz von selber aus, ohne Zutun dessen, was mir mein wirkliches Ich zu sein schien. Diese Spaltung zwischen meinem Körper und meinem wirklichen Ich wurde noch ausgeprägter, und da sah ich irgendwann eine lächerliche Szene, bei der zwei Männer mit geilen Gebärden umeinander hüpften.
Ich beobachtete fasziniert und erkannte, daß ich selbst einer der Männer war. Im gleichen Moment, als es mir bewußt wurde, spürte ich, wie mich etwas fortriß, und nun stieß ich wieder im Einklang mit Genaro mein Becken vor und zurück. Beinah im gleichen Moment bemerkte ich, daß noch ein anderer Mann neben Don Juan stand und uns beobachtete. Der Wind umfächelte ihn. Ich sah, wie sein Haar flatterte. Er war nackt und schien verlegen. Der Wind sammelte sich um ihn, wie um ihn zu bergen, oder vielleicht umgekehrt, wie um ihn fortzuwehen.
Ich hatte noch nicht gemerkt, daß ich selbst der andere Mann war. Als ich es dann merkte, war es der Schock meines Lebens. Eine unergründliche physische Macht riß mich entzwei, als ob ich aus Fasern bestünde, und wieder schaute ich einem Mann zu, der mit Genaro herumtollte und mich anglotzte, während ich zu ihm hinschaute. Und gleichzeitig sah ich einen nackten Mann, der ich war und mich anglotzte, während ich mit Genaro geile Gebärden aufführte. Der Schock war so groß, daß ich aus dem Rhythmus der Bewegung fiel und strauchelte. Dann wußte ich nur noch, daß Don Juan mir auf die Beine half. Genaro und das andere Ich, der Nackte, waren verschwunden… […]

In diesem Abschnitt kann man erkennen, dass der Protagonist eine temporäre Doppelperspektive besaß. Einmal war er in seinem physischen Körper und einmal im “Anderen”, seinem Doppelgänger bzw. zweiter Körper. Im Falle des nächsten Ausschnittes aus dem Buch “Das Motiv des Doppelgängers als Spaltungsphantasie in Literatur und Film” von Gerald Bär (Kap.1.1.) steht geschrieben:

“Auch nach homerischer Auffassung existierte der Mensch doppelt, einerseits in seiner wahrnehmbaren Erscheinung , andererseits in seinem unsichtbaren Abbild, welches erst nach dem Tode frei wird und in den Hardes gelangt […] Nicht nur die Gespaltenheit innerhalb der menschlichen Seele, wie bereits in Phaidros angedeutet, sondern auch der Dualismus von Körper und Geist spielt in die Doppelgängerproblematik hinein.”

Im nächsten Ausschnitt aus dem Buch “Das andere Ich” von Aglaja Hildenbrock liest man:

“Daß der Doppelgänger in der Phantasie des Menschen später zum Schreckbild werden konnte, deutet Freud mit Hilfe von Heinrich Heines kluger Beobachtung, daß die Götter nach dem Sturz ihrer Religion zu Dämonen werden. Die Doppelgängerkonzeption war ursprünglich ein Stück Jenseitshoffnung und Unsterblichkeitsglaube, eine Sicherheitsvorkehrung gewissermaßen, mit der man die Todesangst abwehrte und sich eines Weiterlebens nach dem Tode versicherte.”

In Gotthold Ephraim Lessings Buch “Wie die Alten den Tod gebildet” finden wir:
“Die Alten stellten den Tod nicht als Skelett vor, denn sie stellten ihn, nach der Homerischen Idee, als den Zwillingsbruder des Schlafes vor, und stellten beide, den Tod und den Schlaf, mit der Ähnlichkeit unter sich vor, die wir an Zwillingen so natürlich erwarten.”

Weitere Auszüge, die richtungweisend sind, findet man auch bei Augustinus von Hippos Werk aus dem 4. Jahrhundert “Confessiones”, der zwei Teile des Selbst bemerkte und sich daraufhin mit sich selbst vergleicht:
“Bin ich dann noch ich selbst, Herr, du mein Gott? Ist es ein so großer Unterschied doch zwischen mir und mir, allein im Augenblick, wenn ich zum Schlaf mich lege und vom Schlaf erwache!”

Jakob Böhme aus dem 16. Jahrhundert sagte in seinen Theosophischen Schriften hierzu:
“Es gebet in der Natur stets in jedem Mensche zwei Qualitäten, die da sind gut und böse und die in dieser Welt allen Kräften, in Sternen und Elementen, sowohl in allen Kreaturen ineinander sind wie ein Ding. Eines davon hat nichts in sich, das es wollen kann, es dupliere sich denn, daß es zwei sei, so kann sich’s auch selber in der Einheit nicht empfinden, aber in der Zweiheit empfindet’s sich.”

Rudolf Steiner erzählt von einem luziferischen Bruder, dem ahrimanischen Doppelgänger, von der luziferischen Doppelgängergestalt im Ätherleib, den jeder in sich trägt, der Doppelgänger als Hüter der Schwelle zur Selbsterkenntnis. Er sagt, nur wahre Selbsterkenntnis macht den Doppelgänger sichtbar. Für ihn ist das Alltagsbewusstsein nahezu das Gegenteil des wahren Wesens, da ersteres nur aus unzähligen Illusionen besteht. Sobald man in der Selbsterkenntnis voranschreitet, ist dies mit schmerzlichen Erlebnissen verbunden, welche unser übertriebenes Selbstbild in sich zusammenfallen lassen.

Oder im Weiteren Conrad Ferdinand Meyer in seinem Gedicht “Begegnung”:

“Mich führte durch den Tannenwald
Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
Da, ohne dass ein Huf gehallt,
Erblickt ich plötzlich einen Reiter.

Nicht zugewandt, nicht abgewandt,
Kam er, den Mantel umgeschlagen,
Mir deuchte, dass ich ihn gekannt
In alten, längst verschollnen Tagen.

Der jungen Augen wilde Kraft,
Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,
Ein Zug von Traum und Leidenschaft
Berührte mich so tief und eigen.

Sein Rösslein zog auf weisser Bahn
Vorbei mit ungehörten Hufen.
Mich fassts mit Lust und Grauen an,
Ihm Gruss und Namen nachzurufen.

Doch keinen Namen hab ich dann
Als meinen eigenen gefunden,
Da Ross und Reiter schon im Tann
Und hinterm Schneegeflock verschwunden.”

Es gibt unglaublich viele Hinweise auf einen Doppelgänger, der ein Eigenleben zu führen scheint. Sollte also der schwarze Mann der eigene Doppelgänger des Schläfers sein, den letzterer im Halbschlaf wahrnimmt? Gerade Lessings Worte zeigen doch, dass die “Alten”, also unsere heidnischen Vorgänger, den Tod nicht nur als Zwilling des Schlafes, sondern als Zwilling überhaupt darstellten und nicht nur als ein Skelett mit einer Sense. Wie schnell erkennt man nun den Zusammenhang, wenn man sich die Mühe macht, mit diesen Worten in sich hineinzufühlen. Doch warum dann diese abgrundtiefe böse Ausstrahlung des Doppelgängers und unmissverständliche Assoziation zu Tod und Vernichtung von Körper und Bewusstsein? Ich erinnere mich da an ein nächtliches Erlebnis vor vielen Jahren, indem eine Freundin und ich bei dessen Schwester übernachteten:

Eine Freundin namens Vivian und meine Wenigkeit waren bei ihrer Schwester eingeladen. Die Wohnung war gerade neu bezogen und renoviert, daher konnten wir nur in einem Nebenzimmer auf dem Boden schlafen. Wir lagen nah beieinander, da wir uns eine Decke teilen mussten. Es wirkte sehr provisorisch, doch zumindest war es schön warm und angenehm. In der Nacht träumte ich, dass Vivian eine Hexe sei, die einen Zaubertrank in einem großen Topf vorbereitete, um mich zu bannen und willenlos zu machen. Ihre Ausstrahlung war abgrundtief böse und ihre Hexenkünste von schlimmster Form. Es gab eine kurze Auseinandersetzung mit ihr, als ich dabei erwachte. Ich befand mich jedoch noch immer beladen mit der Erkenntnis, welch schlimme Hexe sie sei und entdeckte sie, wie vorauszusehen war, hier gleich neben mir. Sie schaute mich mit bösen, funkelnden Augen an! Ich überlegte, wie ich sie überwältigen könnte, doch keine zwei Sekunden später kam plötzlich ein schwarzer Schatten in den Raum hinein. Seine Ausstrahlung war noch viel böser und fürchterlicher als Vivians! Er trug allen Schrecken dieser Welt gemeinsam in sich und seine pechschwarze Silhouette stand mir gegenüber und sandte eine unbegreifliche Boshaftigkeit aus, dass ein unfassbar intensives Gefühl der Bedrohung und Lebensgefahr in mir aufstieg, in der ich absolut davon überzeugt war, dass dieser entsetzliche Mann und diese furchtbare Hexe es definitiv darauf abgesehen hatten, mich hier und jetzt zu töten! Alsdann nahm ich all meinen Mut zusammen und überlegte, wie ich mit meinem Leben davon kommen könnte und wählte das schwächste Glied in dieser unheilvollen Kette des Bösen: Ich griff Vivian an, ging ihr direkt an den Hals und drückte mit aller Kraft zu! Kurz darauf wurde ich von einem Schrei geweckt! Als ich die Augen öffnete, windete sich Vivian unter mir, der ich tatsächlich in der Alltagswelt ebenfalls an die Gurgel gegangen war! Ich ließ sofort los und erkannte, dass diese Bedrohung gegenwärtig überhaupt nicht mehr gegeben war. Sie nahm meine Attacke sehr gelassen entgegen, da solche Zwischenfälle zwischen uns durchaus mal vorkamen, da wir wussten, dass die Bewusstseinserweiterung viele Gefühle sonderbarer Art aufwerfen konnten. In dieser Nacht konnten wir nicht mehr schlafen, da meine Erfahrung für ausreichlich Gesprächsstoff gesorgt hatte.  Warum hatte ich sie als böse Hexe und ihren “Freund” als Luzifer persönlich wahrgenommen? Wer war dieser fürchterliche Mann, der ganz offenbar ihr Verbündeter war?

Teil 2 folgt bald…

Matrixblogger - Jonathan Dilas Bücher
2011-01-30

3 Kommentare

  1. Hi,

    die Hexe und der Luzifer, letzterer warst natürlich du.

    Gut, dass deine Freundin Vivian Verständnis dafür hatte.

    Mal angenommen, du hättest das Zimmer mit jemand anderen geteilt, der oder die nicht so viel Verständnis hätte. Dann säßest jetzt wahrscheinlich in der Psychiatrie. Oder auch nicht.

    Wobei ich nicht glaube, dass unsere Doppelgänger böse sind.

    Servus
    Kerstin

  2. Author

    Hallo Kerstin,
    nach der Vorlage ein leichtes Spiel. *g*
    Liebe Grüße, Jonathan

  3. Ich finde nicht das man alles glauben sollte was carlos schreibt. man sollte selbst nachforschen. das es emotionsarme wesen im traum gibt habe ich erfahren, und das sie kommen wenn man den traum wechselt auch. dennoch solte man sich da auf seine eigenen erfahrungen verlassen.

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