Traumnacht: Viele alternative Leben
Nach einem kleinen Nachmittagsschläfchen lag ich noch entspannt in der Dunkelheit in meinem Bett. Dann meditierte ich noch ein wenig, aber ohne etwas groß zu erwarten. Plötzlich sprang ich in eine Szene hinein…
Ich war jetzt eine Frau in einem blauweißen Dirndl. Ich stand gerade vor dem Spiegel und zupfte mein Kleid zurecht. Ich hatte kurzes, blondiertes, welliges Haar, eine recht große Oberweite und ein breites Gesicht. Vermutlich war ich Mitte oder Ende 30 und machte mich gerade für das “Weiße Rössl” zurecht (ich glaube, das war der Name für das Restaurant). In diesem Restaurant bzw. Gaststätte arbeitete ich es und befand sich in Österreich – ich meine es war in Wien. Ich wunderte mich noch über diese amüsante Realität, die ich bisher noch nicht aus dem Netz alternativer Realitäten kannte.
Kurz darauf sprang ich wieder zurück in meine vertraute Alltagsrealität. Noch immer war alles ruhig um mich her. Durch die Schlitze der Jalousien sah ich das Mondlicht. Dann schloss ich wieder meine Augen und sprang direkt in eine andere Umgebung:
Ich saß mit einigen Freunden draußen auf einem dieser unbequemen und holzigen Bierzeltbänke. Ich trug eine Lederkluft und war ein Mann. Mir gegenüber saßen noch zwei Biker und wir tranken ausgiebig Bier. Aha, dachte ich, dieses hier ist die alternative Realität, die ich schon kenne. In der war ich ein Biker und fuhr manchmal wochenlang durch die Gegend und lebte von kleinen Nebenjobs, die ich unterwegs fand und reiste so durchs ganze Land.
Auch diese Szene spielte sich innerhalb von nur 20 oder 30 Sekunden ab. Danach sprang ich wieder zurück in mein Bett. Stille. Ich fragte mich, welchen Grund es gab, dass es heute so einfach und problemlos funktionierte. Es gab auch Tage, an denen es manchmal nicht so einfach ging und mehr Konzentration nötig war. Sekunden später sprang ich in eine wesentlich längere Szene hinein:
Ich war eine Frau, ein Cowgirl. Ich trug lederne Hosen, ein kariertes Hemd, Halstuch, Stiefel und einen ockerfarbenen Cowboyhut. Gerade stand ich einem Mann gegenüber, einem Lehrer, der mir das Schießen beibrachte. Deutlich erinnerte ich mich, dass ich ihn darum gebeten hatte, mir das Schießen beizubringen. Ich besaß eine kleine Farm und es war mir wichtig, mich gegen Streuner zur Wehr setzen zu können. Außerdem wollte ich stärker werden und mich auch als Frau behaupten können. Fast alle Frauen liefen nur in einem Kleidchen herum und waren darauf angewiesen, sich einen Mann zu suchen, der sie beschützte. Mir war das zu affig. Ich brauchte keinen Mann!
So bildete er mich im Schießen aus und die Zeit verging. Eines Tages kam der befürchtete Fall! Einer dieser Gauner tauchte auf, ein Streuner, der darauf aus war, eine hilfebedürftige Frau zu überfallen und sie auszurauben oder Schlimmeres. Er überraschte mich vor meinem Haus und wollte mich mit einem Messer erpressen. Ich stieß ihn weg und schneller als er es mitbekam, zog ich meine Pistole und zielte auf ihn.
Im selben Augenblick tauchte mein Lehrer auf, der mir den Umgang mit der Waffe erklärt hatte. Er saß auf seinem Pferd und blickte zu mir herüber und schüttelte leicht den Kopf. Er wollte mir mitteilen, dass ich den Mann nicht erschießen sollte. Doch ich fühlte in mir die Lust, ihn zu erschießen. Sie wurde stärker und stärker. Ich wollte mich an ihm rächen. Dieser Gauner! Er zog durchs Land und ernährte sich wie ein Parasit von den anderen, raubte sie aus oder tötete sie sogar. Ich wollte sein Leben beenden… So würde es wieder einer weniger von dieser üblen Burschen geben! Der Abzug an meiner Waffe krümmte sich immer mehr, der Hahn spannte sich… Doch dann riss ich mich zusammen und ließ ihn laufen. Ich hatte erkannt, dass ich nicht besser als dieses Gesindel wäre, wenn ich ihn tötete.Er lief davon und würde wahrscheinlich nie wiederkehren.
Stille. Einen Moment später war ich wieder in meinem Bett. Der Mond war nur wenige Zentimeter gewandert. Wahrscheinlich hatte ich mehrere Tage in nur einigen Minuten erlebt. Nur wenige Augenblicke später befand ich mich aber schon in der nächsten Szene:
Ich stand gerade vor einer Glastür, die in ein Restaurant führte.
“Wo bin ich?”, murmelte ich zu mir selbst.
“Das ist der Ort der nackten Wahrheit!” hörte ich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund.
Doch ich konnte niemanden sehren, der das gesagt haben könnte. Es war meine innere Stimme oder meine unsichtbare Traumlehrerin.
“Was soll den an diesem Ort so besonders sein?”, fragte ich die Stimme, aber sie antwortete nicht.
Ich ging durch die Glastür hindurch. Das komplette Restaurant bestand aus Glas. Es glich fast einem riesigen Gewächshaus, nur dass überall Tische und Stühle standen. Auf den Tischen lagen weiße Tischdecken und die meisten Plätze waren besetzt. Dort saßen elegant angezogene Menschen verschiedenen Alters und unterhielten sich miteinander.
“Also, von nackter Wahrheit sehe ich hier nichts. Die Leute sind ja sogar noch angezogen.”, witzelte ich herum.
Irgendwie konnte ich die innere Stimme nicht mehr hervorlocken. Kurz darauf sprang ich wieder zurück in mein Bett. Dann stand ich dann langsam auf und zog die Jalousien hoch. Ein wunderschöner, hellleuchtender Mond, der gerade zwischen einer Menge Wolken hervorgekommen war, schien mir direkt ins Gesicht. Er war mein einziger Zeuge an diesem Abend.
One Comment
Maureen
“Ich ging durch die Glastür hindurch. Das komplette Restaurant bestand aus Glas.”
Ich träumte auch mal von einem Restaurant ganz aus Glas. Dort waren wunderschöne, mir unbekannte Tiere und Pflanzen. Es gab zwei Etagen, die durch eine gläserne Treppe verbunden waren. Diese Treppe war wie ein Aquarium, viele Fische schwammen darin auf und ab. Ich fühlte mich dort so unglaublich glücklich. In der Küche war ich auch kurz, kann mich hier aber nur an eifrige Köche erinnern.
Liebe Grüße
Maureen