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12. Erinnerungen im Alltag

Die Supernase

Heute war ich in einem Restaurant. Auf der Speisekarte entdeckte ich viele Gerichte, aber am attraktivsten erschienen mir entweder Käsespätzle mit Lauch und frischem Salat oder ein elegantes Ragout mit Edelfisch und Butterkartoffeln. Nun gut, dachte ich mir, gewiss schmeckt beides sehr lecker und es ist fast egal, was ich wähle.

Kurz nachdem die Kellnerin verschwunden war, geschah plötzlich etwas Seltsames. Zuerst stach mir ein Geruch vom Nachbartisch in die Nase. Ich konnte den Geruch nicht definieren. Er war sehr stark und intensiv. Vielleicht ein toter Hund oder eine feuchte Jacke, die vor sich hinschimmelte. Plötzlich eröffnete sich mir ein unglaubliches Geruchschaos, wie ich es in dieser Form noch nie wahrgenommen hatte. Sämtliche Gerüche in dem Restaurant konnte ich deutlich trennbar voneinander wahrnehmen…

Der Geruch des Fischs, der Duft des Orangensaftes, der Platz auf meinem Tisch gefunden hatte, die Käsespätzle von einem anderen Nachbartisch sowie der von einem heißen Grog, dann wieder der von einem Kartoffelauflauf, einem Salat und natürlich immer noch der tote Hund von dem Tisch hinter mir. Diese Sensation dauerte ungefähr zwei, drei Minuten an und verschwand dann wieder. Auf der einen Seite war ich froh, dass dieser Supergeruchsinn verschwand, denn mein Gericht direkt unter meine Nase gestellt zu bekommen wäre kaum auszuhalten gewesen, waren doch die Gerüche von den Nachbartischen schon so extrem stark. Doch auf der anderen Seite war ich verblüfft, dass sich nun mein Geruchssinn in seiner Fähigkeit verdreifacht oder vervierfacht hatte und hätte den verstärkten Sinn und dessen Möglichkeiten gern näher und genauer erforscht.

Nein, das war kein Traum – falls sich das nun einer fragen sollte. Ich musste sofort an Patrick Süskind denken, der das Buch “Das Parfüm” geschrieben hat. Sicherlich erinnert Ihr Euch. In dem Buch gibt es einen Menschen, der von Geburt an eine Supernase hat und sämtliche Gerüche wahrnehmen kann. Spielend einfach konnte er an einer Parfümflasche riechen und sämtliche, geheimen Inhalte und Zusammensetzungen herausriechen. Wenn er im Wald auf einer Wiese lag, roch er jede Blume, jeden Halm und jedes andere Naturprodukt, indem er sich nur darauf einließ oder darauf konzentrierte.

Ich hatte mich schon immer gefragt, ob es überhaupt möglich ist, seinen Geruchsinn derart zu verstärken, zu verfeinern und gezielt einzusetzen, wie es bei dem Protagonisten des erwähnten Romans der Fall war. Ich dachte immer, der Autor Süskind hatte sich die Geschichte von dem MKann mit der Supernase nur ausgedacht, aber seit heute weiß ich, dass es tatsächlich möglich ist, eine solche Vervielfachung oder Verstärkung des eigenen Geruchsinnes zu erfahren. Vermutlich gibt es nur niemanden, der das kann oder er zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit.

In unserer Welt, vor allem, wenn man in der Stadt wohnt, ist es vielleicht auch eine Frage des Pragmatismus, ob man eine solche Fähigkeit wirklich besitzen möchte. Ich hätte es vermutlich keine 5 Minuten länger in dem Restaurant ausgehalten, wenn sich die Intensivierung meines Geruchsinnes nicht automatisch wieder abgestellt hätte. Eines ist jedenfalls für mich nun klar: der Mensch kann seine Sinne verstärken und das um ein Vielfaches! Man kennt es vielleicht von Blinden, die ihr Augenlicht verloren haben und daraufhin ihren Gehörsinn verstärkt haben. Natürlich aus der Not heraus, weil der Verlust eines Sinnes die Konzentration auf die anderen Sinne erhöht.

Jedenfalls weiß ich jetzt, Süskinds Parfüm ist keine reine Fiktion.

7 Comments

  • Maureen

    Hallo Jonathan,
    dass ist ja eine interessante Erfahrung. Ich kann mir vorstellen wie froh du warst, als sie vorbei war. Sonst hättest du dein Essen sicher nicht schmecken können. Ich weiß auch nicht, wie lange ein Mensch diese permanente Reizüberflutung durchhalten kann.
    Hatte mal beim Friseur für eine gute Stunde die Augen geschlossen und die Geräuschkulisse, die ich dadurch verstärkt wahr nahm, war nach einiger Zeit kaum noch auszuhalten. Die vielen Stimmen, das Radio, das Telefon und der Haartrockner, das war zuviel des Guten und ich war sehr froh, als ich die Augen wieder öffnete.
    Wie die Blinden das wohl aushalten? Vielleicht haben sie ja eine Möglichkeit gefunden, die Geräusche irgendwie zu filtern und sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    Liebe Grüße
    Maureen

  • Uwe

    Hallo, Jonathan

    ich habe nicht direkt zu Deinem obigen Erlebnis einen Kommentar, sondern eher eine Frage allgemeiner Art. Doch da es bei Deinem jüngsten Eintrag um das Thema Sinne und Wahrnehmung geht, finde ich meine Frage an dieser Stelle gar nicht so unpassend. Ich lese nämlich gerade Dein Buch über Träume und alternative Realitäten. An einer Stelle, in der Du über die wissenschaftliche Betrachtung des Träumens etc. schreibst, habe ich nämlich ein Problem: Wenn ich Dich richtig verstanden habe, gehst Du davon aus, dass die Aussenwelt, die wir über unsere Sinne wahrnehmen, gar nicht ausserhalb von uns ist. Statt dessen erzeugt Deiner Meinung nach unser Gehirn selber die elektrischen Impulse, durch die wir die Illusion haben, es gäbe da ausserhalb etwas, in dem wir leben und uns bewegen. Anstatt die Quelle der elektrischen Signale -als solche erreichen die Sinneseindrücke das Gehirn- ausserhalb des Gehirns zu orten, siehst Du das Gehirn als Urheber dieser Signale.

    Doch unser Gehirn, dass für Dich ja eine Art Schöpfer der Aussenwelt zu sein scheint, ist doch selber Teil dieser Aussenwelt. Es ist ein Teil unseres Körpers und bedarf zu seiner Entstehung und Erhaltung der Natur, Wasser, Nahrung und Luft, eben das, was wir als Natur und Aussen wahrnehmen. Das Gehirn kann ja kein separates Ding sein, was alles, also auch seinen eigenen Körper nur projiziert, da es ja selber von diesem Körper abhängig ist und ohne ihn gar nicht existiert.
    Wenn Deine These stimmt, müßte auch die graue Gehirnmasse, die wir besitzen, blosse Projektion sein wie das Bild auf dem Fernsehschirm, aber eine Projektion kann keine Projektion erzeugen.
    Meiner Meinung nach stimmt es zwar, dass jede Realität subjektiv ist und dass die äussere materielle Welt gar keine reale Existenz hat, sondern wie eine Art Film auf dem Monitor nur projiziert wird, aber für mich kann das Gehirn nicht der Projektor sein, da es als Teil der Aussenwelt selber nur eine Projektion ist.
    Insofern verstehe ich auch die Wissenschaftler, die an Sinneseindrücke glauben statt an Sinnesausdrücke.

    Statt des Gehirns sehe ich das Bewusstsein als den Projektor. Bekanntlich, das beschreibst Du ja auch, gibt es nichts ohne den Wahrnehmenden, ohne das wahrnehmende Bewusstsein. Meiner Meinung nach projizieren wir durch den Vorgang der Wahrnehmung gleichzeitig das, was wir wahrnehmen. Ich sehe die Projektion und das Gewahrsein von etwas als ein und denselben Vorgang. Das Gehirn selber nimmt die Signale auch nicht bewusst wahr, auch wenn manche oder sogar die Mehrzahl der Wissenschaftler das Bewusstsein als Funktion des Gehirns betrachtet. Sondern das Gehirn verarbeitet die Signale nur, und das Bewusstsein, im Zen der “Zeuge” wird der Phänomene, der Bilder, Töne, Gefühle etc. gewahr.-ohne, dass es selbst davon berührt oder verändert wird. Das Gehirn empfängt nur die Sinneseindrücke, es bildet nur eine Art Fenster nach aussen, der Betrachter jedoch befindet sich jenseits oder besser diesseits des Gehirns. Das Gehirn ist nur ein biochemischer Apparat, aber es hat kein Bewusstsein. Es liefert nur dem (einzelnen) Bewusstsein bzw. Bewusstseinsknoten, vielleicht auch Bewusstseinskapsel (s.a. Seth) die Bilder, um dieses spannende Spiel der Illusion vorzutäuschen. Es erscheint vielleicht als spitzfindig, nun zwischen Gehirn und Bewusstsein zu unterscheiden, aber der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass das Gehirn materiell ist, also Teil der Projektion, während das Bewusstsein, immateriell,geistig ist, der Atman, unser Seelenselbst.

    Aber das soll erstmal genügen, ich hoffe, es war nicht zu lang, und ich bin sehr gespannt, was Du dazu sagst.

    Durch Dein Buch ist mir übrigens bewusst(er) geworden, wie sehr die Welt Projektion und subjektiv ist, es hilft, sie nicht so ernst zu nehmen :-)

    Herzliche Grüsse, Uwe

  • Jonathan

    Hallo Uwe, danke für Deinen Kommentar.
    Es freut mich zu hören, dass Dir mein Buch geholfen hat.
    Natürlich ist das Gehirn nicht der Urheber der Signale, sondern eher etwas wie ein Transformator oder Medium. Vielleicht mit einem Telefon zu vergleichen oder einem Filmprojektor. Wenn Du sagst, dass das Gehirn doch Teil der Projektion sein müsste, hast Du natürlich Recht. Für mich war in dem Buch wichtig, den ersten Schritt stärker herauszuarbeiten, dass das Gehirn das “Projektionsgerät” ist. Dieser erste Schritt wird bisher auch nur von der Gehirnforschung erfasst. Dies wird sich aber in den nächsten Jahren noch mehr ändern.
    Der zweite Schritt ist natürlich, dass das Gehirn genauso eine Projektion darstellt wie z.b. ein Arm oder Bein. Die Signale werden von einer uns unbekannten Quelle an das Gehirn gesendet. Trotzalledem gibt es keine Sinneseindrücke. Im übertragenem Sinne könnte man sagen, dass die Ohren die Projektionskanäle für die Wahrnehmung von Tönen ist und die Augen jener für Bilder usw. Der Wahrnehmungsstrom für alle Sinne kommt von innen und fließt nach außen. Aus diesem Grund ist auch der Geist der Schöpfer der Materie und nicht umgekehrt.
    Liebe Grüße, Jonathan

  • Uwe

    Ich hab von einem Profi-Tennisspieler mal gelesen, dass dieser bei wichtigen Bällen, bei denen er in voller Konzentration spielt, manchmal das Empfinden hat, als hätte er alle Zeit der Welt für einen Schlag, so dass er genau schauen kann etc. als würde er in Zeitlupe spielen.
    Anscheinend kann man nicht nur Gerüche, sondern auch Augenblicke sehr intensiv erleben.

  • Fliegen

    Die Geschichte erinnert mich ein wenig an den Roman “Das Parfüm”!
    Es ist keine Seltenheit, dass man mehrere, verschiedene Gerüche wahrnehmen kann- jeder der diese Fähigkeit besitzt, sollte diese Gabe schätzen.

    :-)

  • tor

    In der Tat eine aufregende Erfahrung wie ich aus eigener bestätigen kann. Bei mir wurde es ausgelöst durch einen kleinen Schnitt beim Rasieren. Das Blut, dessen Geruch mir in die Nase zog, war mir plötzlich in all seinen Bestandteilen transparent. Und dann ging es erst richtig los. Die Erfahrung dauerte einige Tage und Mein “Geruchsinn” war enorm entwickelt. Ich roch schlicht alles: Angst, Freude, Frauen in ihren fruchtbaren Tagen, Zweifel, etc… Es war eine unglaubliche Erfahrung, die gemeinsam mit weiteren, ähnlich gelagerten Erfahrungen, mich transformierte. Schön zu lesen, dass es mich nicht alleine traf.

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