Traumnacht: High-Level Klartraum… Tod oder Leben?
Ich lief durch eine mir unbekannte Stadt und dann in eine Einkaufstraße. Sehr viele Menschen kamen mir entgegen und ich glaubte in diesem Moment noch immer daran, dass ich mich in meiner gewohnten Realität befand und nicht in einem Traum.
“Traumnacht” ist eine Reihe, in der ich mich bewusst darauf konzentriere, einen luziden Traum oder eine außerkörperliche Erfahrung zu erleben bzw. in der ich von einem interessanten oder außergewöhnlichen Traum oder von Erinnerungen aus meinem Unterbewusstsein berichte sowie von telepathischen Ankopplungen an andere Menschen (Traumspionage)
Doch als ich dann auf einen Marktplatz gelangte, wurde ich misstrauisch. Eine Frau erschien plötzlich halbrechts von mir aus dem Nichts! Völlig lautlos war sie in der Menge aufgetaucht und niemand, außer mir, hatte es bemerkt. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich träumte.
Die Frau stand also rechts von mir und schaute mich an, als wäre sie überrascht, dass sie von mir bemerkt worden war. Vielleicht fragte sie sich auch, wie viel ich von ihrer Reiseform mitbekommen hatte. Sie war aus dem Nichts erschienen und dies ließ nur zwei Möglichkeiten zu: Entweder war sie ein Wesen, dass das Aussehen eines Menschen angenommen hatte und in meinem Traum erschienen war oder sie war ein bewusster Träumer, wie ich es in diesem Moment auch war, und zufällig in die gleiche Traumwelt gesprungen wie ich auch.
Sie besaß lockiges Haar, das auf ihre Schultern fiel und trug eine blaue Jeansjacke mit einer hellen Bluse darunter, und war vielleicht Mitte zwanzig. Sie schaute noch immer zu mir herüber, aber das interessierte mich in diesem Moment überhaupt nicht mehr, denn der luzide Traum war nun zu einem High-Level-Klartraum geworden! Dies bedeutet, dass der luzide Traum dermaßen klar und deutlich war, dass er noch realer als die gewohnte Alltagsrealität erschien.
Es war wie der Unterschied zwischen einem kleinen Fernseher und der Klarheit der Auflösung eines 4K-Wiedergabe. Jeder einzelne Pflasterstein auf dem Marktplatz sprang mir in einer unfassbaren Klarheit förmlich entgegen. Die Menschen auf dem Platz waren derart deutlich zu erkennen, dass ich jede Hautpore erkennen konnte, die Augenfarbe oder andere Details. Jedes Gesicht wirkte so unbeschreiblich deutlich, dass ich mir jedes von ihnen hätte spielend merken können. Es war mal wieder eine atemberaubende Erfahrung, eine solche lichtvolle Deutlichkeit zu erleben.
So lief ich dann erst einmal nur auf dem Marktplatz umher und schaute mir die Traumwelt an, in der ich mich gerade befand. Sie wirkte wie eine deutsche Altstadt, eventuell südliche Gegend, und erinnerte mich teilweise an die von Heidelberg oder doch weiter höher in Münster. Die geheimnisvolle Frau war mittlerweile verschwunden.
Die Sonne stand bereits hinter den Gebäuden und es würde vielleicht noch eine Stunde hell bleiben. Anhand der Kleidung war zu erkennen, dass es gerade Sommer war. Demnach war es gerade vielleicht 20 oder 20.30 Uhr. Plötzlich fiel mir ein interessantes Gebäude auf. Es war ein altes Haus, hellbraun verputzt und mit Galeriefenstern und einigen Halbbögen. Das Aussehen war eine interessante Mischung aus mittelalterlich und modern.
Ich drückte gegen eine alte schwere Holztür und begab mich ins Innere. Dort befand sich ganz offensichtlich eine Gaststätte. Viele Tische waren aufgebaut, mit Stühlen und Getränken. Links von mir stand ein längerer Tisch, an den ich mich gleich setzte. Mit mir saßen vielleicht sechs weitere Leute dort. Sie waren allesamt Hologramme dieser Traumwelt, da war ich mir ziemlich sicher. Auch die Kellnerin, die zu mir kam, wirkte nicht viel anders auf mich, auch wenn sie äußerst attraktiv war. Doch der Traum war einfach viel zu klar, als dass mich sexuelle Interessen noch hätten ablenken konnten. Es war nun unmöglich, mich irgendwie zu verführen.
Nun saß ich dort eine Weile und genoss einfach nur die überdeutliche Umgebung. Selbst die Holzfasern des Tisches waren in ihrer Struktur so klar zu erkennen, dass sie eine Welt für sich darstellten.
Ich wollte keinen großen Einfluss auf diese Traumwelt ausüben, sondern versuchte ihn so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, um ausreichend psycholektrische Energie für spätere Traumerlebnisse zu speichern. Je länger ich derart luzide blieb, desto mehr würde ich von dieser Energie aufnehmen können.
Zwischenzeitlich war ich mit den anderen ins Gespräch gekommen. Es machte Spaß, einfach belanglosen Unsinn mit den Hologramme zu reden. Doch musste ich aufpassen, mich nicht zu sehr in den Unterhaltungen zu verstricken, andernfalls war es möglich, dass ich diese enorme Klarheit verlor.
Nach gefühlten zehn Minuten fiel mir auf, dass, auf dem Platz am linken Kopf des Tisches, jemand plötzlich aufgetaucht war. Es war wieder die geheimnisvolle Frau vom Marktplatz, die sich nun erneut einfach herteleportiert hatte! Niemand der Hologramme hatte ihre Aktion bemerkt. Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie oft uns dies innerhalb unseres gewohnten Alltags passierte.
Neugierig blickte ich sie an. Sie trug noch immer dieselbe Kleidung. Sie besaß blaue Augen und einen recht breiten Mund im Verhältnis zu ihrem Kopf, aber sie war recht hübsch, fand ich.
Nun fixierte sie mich und ich spürte, dass sie mir etwas mitteilen wollte… Plötzlich kam es aus ihr heraus:
“Das Leben ist der Tod…!”
Dieser Satz wirkte so einfach und unbedeutend, aber dann spürte ich Sekundenbruchteile später den emotionalen Gehalt dieses Satzes, sozusagen die damit verketteten Informationen, die er in sich trug und nur empathisch empfangen werden konnten. Es sprang mir direkt ins Gesicht, könnte man sagen… Sie teilte mir in diesem Satz nämlich gleichzeitig mit, dass das Alltagsleben den Tod repräsentierte. Wer im Alltag ein Leben besaß, war gestorben. Das war auch der Grund, wieso sich niemand daran erinnert, woher man ursprünglich gekommen ist.
Kurz darauf erwachte ich langsam in meinem Bett. Ihr Gesicht hatte ich noch vor Augen und alles, was ich noch erkennen konnte, war, dass sie ihre Lippen bewegte. Sie schien einen weiteren Satz zu sagen, aber ich konnte ihn nicht verstehen.
Das war dieses Mal zwar kein aktionsreicher, aber dafür ein hervorragender und interessanter Traum. Vor allem ging es mir um die unbeschreibliche Klarheit eines High-Level-Klartraums. Eine Klarheit, die man in einem luziden Traum selten erreicht.
One Comment
apfelsine
hm… ich möchte eine Frage weiterleiten, die eigentlich trivial erscheint, scheint die Antwort doch eigentlich auf der Hand zu liegen:
Der Tod von was…?