Suche nach Erleuchtung: Getarnte Projektionen (Teil 46)
Nachdem wir uns vom alten Mann verabschiedet hatten, liefen der Padawan und ich noch einen Waldweg entlang. Es war eine sommerliche Stimmung und das Rauschen des Windes in den Bäumen drang an meine Ohren.
“Aber beim nächsten Einsatz darf ich dabei sein, oder?”
“Du denkst, dass Du das besser kannst? Na ja, du wirst es schon irgendwie hinbekommen…”, witzelte ich.
Ich spürte, wie der Padawan in diesem Moment einschnappte und kein Wort mehr sprach.
“Ist was?”, fragte ich.
“Du kannst dir deinen Kommentar wirklich sparen!”, zischte sie und schaute mich kurz böse an.
Ich musste unwillkürlich lachen. Doch anstatt die Situation zu entschärfen, war sie noch eingeschnappter und stampfte wütend davon. Von hinten sah ich ihre Haare eifrig im Rhythmus wippen.
In ungefähr dreißig Metern Entfernung fand sie Platz auf einem Baumstamm. Sie stützte ihren Kopf auf ihren Fäusten ab und blickte auf den Waldboden. Als ich auf ihrer Höhe war, spürte ich ihre unruhige Ausstrahlung.
“Mein Kommentar war nicht böse gemeint, er hat offensichtlich nur dein mangelndes Selbstvertrauen in dieser Sache angesprochen. Doch anstatt es vor dir selbst zuzugeben, hast du dich dafür entschieden, es zu tarnen.”
“Wie meinst du das?”, fragte sie.
“Deine Tarnung sah so aus, dass du mich dann verantwortlich für dein mangelndes Selbstvertrauen in dieser Sache gemacht und die Ursache auf mich projiziert hast. Man könnte sagen, bevor du vor dir selbst zugeben würdest, dass du hier einen Schwachpunkt in deinem Selbstvertrauen hast, versteckst du es vor dir selbst, in der Hoffnung, es würde irgendwie verschwinden. Und so stellst du viel lieber wen anderes als Übeltäter und Verantwortlichen hin. Doch das ist keine Lösung für das Problem, sondern du bist hier dir selbst gegenüber unehrlich, weil du es vor dir zu verstecken versuchst. Solche Aktionen haben aber noch eine viel größere Tragweite, denn sobald du jemanden anderes für deine Gefühle verantwortlich machst, gibst du dieser Person Macht über dich. Mehr noch, wenn du eine Kreatorin, die bewusste Schöpferin deiner Umwelt, werden willst, dann musst du erkennen, dass alles eine Sache der Interpretation ist. Der Schöpfer wählt aus den vielen möglichen Interpretationen die aus, die im Einklang mit seinem Schöpferwesen sind und bestimmt von dem Moment an, wie eine Aussage gemeint ist oder nicht.”
Ich spürte, wie sie in dem Moment anfing nachzudenken. Sie erkannte, dass sie sich so sehr wünschte, beim nächsten Einsatz dabei zu sein, aber interpretierte meinen Kommentar als verletzend, um nicht vor sich selbst zugeben zu müssen, dass sie sich selbst noch nicht stark genug dafür hielt. Wenn der Wunsch so groß ist, etwas in ihrem Leben zu erreichen, und es noch an Selbstvertrauen fehlt, muss irgendwer dafür verantwortlich sein.
“Du wählst”, sagte ich, “wer für dein Leben und deine Schöpfungen verantwortlich ist.. Entweder bist du Herr, oder Frau, deines Schicksals oder nicht…”
“Wie war denn dann dein Kommentar gemeint?”, wollte sie nun wissen, während sie meine Worte zu ordnen versuchte.
“Ich habe dir nur die Möglichkeit gegeben, dich selbst zu prüfen. Was du daraus machst, ist deine freie Entscheidung. Du musst dich irgendwann im Leben entscheiden, auf welcher Seite du kämpfen willst. Entweder auf derjenigen, auf der dein Leben vom Schicksal und von anderen Menschen gesteuert wird oder auf jener, auf der du die Schöpferin deines Lebens bist.”
Siehe auch:
“Reisen jenseits der Matrix” ist das Buch, indem Du viele solcher Erfahrungen des Matrixbloggers nachlesen kannst.