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Traumnacht: Lektion in Realität

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Heute Nacht war mal wieder Traumnacht. In diesen Nächten wird der Alltag nach Einbruch der Dunkelheit zur magischen Zeit. Dann kann alles geschehen. Die unglaublichsten Dinge oder die spannendsten, ja, vielleicht sogar die verrücktesten. Manchmal träumt man die ganze Nacht hindurch, reist mit seinem Astralkörper hinaus an fremde Orte zu fremden Menschen und Wesen oder man fliegt in einem luziden Traum über Land und Wiese auf der gelungenen Flucht vor den Bösewichten oder kämpft wie Neo aus Matrix im besten Kung-Fu-Stil gegen ein Heer von dunklen Gestalten. Vielleicht ist man auch eher ein Zauberer, der mit seinen magischen Fähigkeiten die Angreifer mit einem Gedankenstoß hunderte von Metern hinfortschleudert, sie in Luft auflösen lässt oder sie in süße Kaninchen verwandelt. Manchmal jedoch erinnert man nur einzelne Sequenzen, Fetzen, Bilder aus anderen Welten, dunkel, hell, flüchtig, leicht vergesslich oder so einprägend, dass man sie niemals wieder vergisst. Für jeden ist Raum im Traum.

Vielleicht ist ein Traum ja auch ein T-Raum und wir haben es irgendwann zu einem Wort gemacht bzw. es einfach zusammengeschrieben. Wofür könnte das T stehen? Für Time? Oder für Track (Spur)?  Wahrscheinlich kann man sich diese Frage auch nur innerhalb der deutschen Sprache stellen, denn andere Länder besitzen andere Worte für Traum. Ist der Traum nur ein Gehirnspuk in unseren Köpfen oder sind es andere Realitäten, die wir nahezu vergessen haben und nur noch als Schattenbilder der Nacht in unserem Gedächtnis hängenbleiben, weil wir nicht mehr wissen, wie man die Träume richtig nutzt? Und wie definieren wir das Wort ‘real’? Das durfte ich in der heutigen Nacht noch einmal umfangreich überdenken…

Ich hatte mich gerade ins Bett gelegt und mich darauf konzentriert, in der heutigen Nacht luzide zu träumen oder andere interessante Erfahrungen zu machen. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, meinen Körper und meine Augen zu beruhigen. Eigentlich war ich noch gar nicht müde, da ich für gewöhnlich nicht vor 2 Uhr morgens zu Bett gehe. Heute Nacht legte ich mich bereits um Mitternacht hin. Irgendwann tauchten dann vor meinen Augen lauter alte Menschen auf. Ich betrat die hypnagoge Phase. Sie kamen aus einem Haus und gingen auf die Wiese, die sich dort befand. Vielleicht war es ein Altenheim. Plötzlich verwandelten sie sich in junge Menschen und tanzten vor Glück einen Walzer. Der Walzer führte sie über die Wiese hinaus bis auf die Straße. Sie wirbelten sich herum und lachten, glucksten und erfreuten sich an ihrem neuen Leben. Mittlerweile hatten sie nun allesamt die Wiese auf tanzende Weise verlassen und die Straße war nun ein  großer Platz, der nahezu einem Ballsaal glich. Sie waren so beschwingt und fidel, dass manche von ihnen immer größere Kreise zogen mit ihren Tanzbewegungen und kamen wieder zurück auf die Wiese. Kaum hatten sie die Wiese betreten, verwandelten sie sich wieder in alte Menschen. Es fiel niemandem auf und so verwandelte sich ein Tanzpaar nach dem anderen wieder zurück. Kurze Zeit später waren sie alle wieder so alt wie zuvor, nur eine Frau war jung geblieben. Sie hatte bemerkt, was der Rand der Wiese mit ihren Freunden angestellt hatte. Sie stand mucksmäuschenstill und allein auf der Straße und traute sich keinen Schritt zu machen. Sie hoffte, die Jugend behalten zu können. Die anderen riefen ihr zu, sie solle doch zu ihnen kommen und dass es bei ihr vielleicht anders sein könnte, doch sie bewegte sich keinen Zentimeter und stand still. Sie deutete einen Schritt an in Richtung der Wiese und zu ihren Freunden, denn dort standen ihre Freunde, ihr gewohntes Leben und ihr Partner, den sie seit so vielen Jahren kannte. Was sollte sie tun? Sie winkte dann ihren Freunden und ihrem Mann zu und ging fort. Die anderen riefen noch eine Weile und manche winkten zum Abschied, bis sie am Ende der Straße verschwand.

Der hypnagoge Zustand zeigt uns meist Bilder oder Szenen, kurze Geschichten, die vor unseren Augen als Film ablaufen. Eigentlich sind wir dann so gut wie nie daran beteiligt, sondern nur Beobachter.

Draußen hörte ich dann ein zwei Menschen miteinander reden. Es war eine Frau und ein Mann. Darüber nickte ich dann wieder ein und plötzlich drängten sich mir einige Gedichtzeilen auf, die mein Bewusstsein füllten. Diese wiederum füllten meinen Geist und es war eine richtige Wohltat. Ich schmunzelte in mich hinein und fühlte mich glücklich…

“Wenn ich aus dem Fenster schaue
Dann sehe ich uns in der Zukunft
Lachend und vergnügt
Keine Sorgen mehr. Nur Entscheidungen.”

Aus welchem Grund mir dieser Vierzeiler nun so gefiel und mich nahezu euphorisch machte, war vermutlich nur auf der unterbewussten Ebene zu verstehen.

Ich träumte noch einige andere Dinge, bis ich morgens um 5 Uhr wieder erwachte. Ich blieb dann eine Weile wach, vielleicht eine halbe Stunde und legte mich dann wieder hin.

Nachdem mein Körper eingeschlafen war und ich den Faden verlor, kam ich einige Zeit später wieder zu mir. Ich war bei Isabelle zu Besuch, einer Bekannten. Sie hatte mich darum gebeten, die Daten ihres alten Notebooks auf ihren neuen zu übertragen. Sie kannte sich damit nicht so gut aus und brauchte dafür Hilfe. Ich habe dann ihren alten Notebook zum Laufen gebracht und mir überlegt, diese erst einmal auf meinen USB-Stick zu übertragen. Sie beschloss, in dieser Zeit ein wenig ihr Zimmer aufzuräumen. Sie lebte vermutlich in dieser Realität in einer WG.

Als ich dem langweiligen Kopieren der Daten zusah und noch nicht über die notwendige Klarheit im Traum verfügte, blickte ich einmal hoch und schaute zu ihr herüber. Ich war völlig überrascht, denn für einen Moment stand sie dort im strahlenden Licht und sah wunderschön aus. Doch im nächsten Augenblick war dieser Eindruck wieder verschwunden und sie sah wieder normal aus.

“Kannst du das noch mal machen?”, bat ich sie.

“Was denn?”

Sie schien sich dessen nicht bewusst gewesen zu sein.

“Du warst grad in einem wunderschönen Licht zu sehen und das sah einfach genial aus. Mach das noch mal!”

Sie zuckte mit den Schultern, aber dann schaute ich zum Fenster, das sich links von mir befand und auf das Licht, das in den Raum fiel.

“Komm doch noch einmal einen Schritt nach vorn…”, bat ich sie.

Als sie dann einen Schritt nach vorn machte, stellte sie sich automatisch in den Lichtschein, der durchs Fenster fiel. Sofort verwandelte sie sich in eine mit Licht überstrahlte Frau mit glänzenden, rotgoldenen Haaren und einer grellleuchtenden goldgelben Haut. Einfach ein wunderschöner Anblick, wie ich fand. Sie verweilte eine Zeit lang in dieser Position und es fiel mir schwer, mich daran nur irgendwie satt zu sehen. Bis sie dann meinte, sie müsste eben für kleine Mädchen.

Ich fragte mich, was das nur für ein Licht sein könnte, das diese Wirkung besaß. So schlussfolgerte ich, dass ich mich in einem Traum befinden musste. Alles um mich herum wurde klarer und ich konnte die Gegenstände im Raum besser fokussieren. Obwohl ich nun wusste, dass ich mich in einem Traum befand, war ich nicht richtig luzide. Ich war mir bewusst, dass ich realerweise in meinem Bett lag und diese Realität hier gerade träumte, aber es fehlte mir noch etwas an logischer Kombinationsgabe. Es war ein Zustand, in dem ich mir die seltsamsten Fragen stellte. So fragte ich mich beispielsweise, ob die Daten, die ich gerade auf den USB-Stick kopierte sich dann auch automatisch auf meinem Stick in der Alltagsrealität befinden würden, wenn ich nachher aufwachte und nachsehen würde.

Diese Frage war für mich in dem Moment sehr interessant, auch wenn ich jetzt darüber grinsen muss, wenn ich es hier schreibe. Eine Antwort darauf besaß ich nicht, aber diese Frage lockte wieder diesen Mann ans Traumlicht, der mir in der “Luziden Traumserie” mit Rat zur Seite gestanden hatte und mir Unterricht erteilt hatte.

“Diese Daten werden nicht auf deinem Stick sein”, sagte er.

“Aber ich befinde mich doch hier in einer Realität…”

“Das ist richtig.”

“Somit müssten sie doch vorhanden sein, wenn ich dann aufstehe und nachschaue.”

“Nein, das werden sie nicht sein.”

“Dann ist es hier doch nicht real?”, fragte ich nach.

“Nein, du vermengst die Realitäten noch miteinander. Dieser Stick hier sieht zwar genau so aus wie deiner in der Alltagsrealität, aber sie sind trotzdem nicht dieselben. Sie sind doppelt vorhanden.”

“Aber sind die Teilchen, die die Daten ausmachen, nicht an beiden Orten gleichzeitig?”

“Du musst für dich erst einmal verstehen, dass du den Begriff  ‘real’ ganz anders definierst. Ihr Menschen aus der Alltagsrealität macht das alle so.”

“Wie meinst du das? Kannst du mir sagen, wie ich es definiere?”

“Für euch hat der Begriff ‘real’ nichts mit dem Wortstamm Realität zu tun, sondern mit dem Wort Alltagsrealität. Alles, was ihr für real erachtet, bezieht ihr nur auf die Alltagswelt. Und irreal bedeutet für euch, dass etwas verrückt und nicht nachzuvollziehen ist, was weder mit der Traum- oder mit der Alltagswelt zu tun haben muss. Viele eurer Definitionen, auch wenn sie so und so in einem Wörterbuch stehen mögen, sind völlig verdreht. Ihr misst den Worten Gefühlen zu und diese besitzen nun einmal Priorität und nicht das, was in einem Lexikon steht.”

“Also definiere ich das Wort ‘real’ als alltagswirklich und nicht als einer Realität zugehörig?”

“Richtig. Ein emotionaler Definitionsfehler, wenn man so möchte. Und diese Art von Fehler programmieren eure Realität. Sie lassen eure Realität im Lichte eurer Definitionen erscheinen. Ihr erschafft also eure Realität mit euren Gefühlen und wenn ihr fühlt, dass diese Traumrealität nicht real ist, dann werdet ihr davon ausgehen, dass sie nicht eurer Alltagswelt angehört und sie ignorieren. Eure Träume werden schwächer und ihr erinnert euch immer schlechter. Und wie verdreht eure Definitionen sind, erkennt man allein schon daran, dass ihr in einer Traumrealität erkennen müsst, dass ihr euch nicht in eurer Alltagsrealität befindet, sondern dass ihr euch in einem Traum befindet, damit der Traum deutlich, klar und zur Realität wird, so klar wie eure Alltagsrealität.”

Ich musste lachen. Er hatte Recht, mit dem was er mir mitteilte. Wir definieren ‘real’ als alltagswirklich bzw. dem Alltag zugehörig.

Wenige Augenblicke erwachte ich in meinem Bett. Wieder einmal war mir dieser Mann begegnet. Er scheint mir neu zu sein, denn ich kann mich an keinen Traum erinnern, an dem mir dieser Mann zuvor solche Lektionen erteilte. Es scheint mir nun gegenwärtig so, als sei es ihm wichtig, in meinem Unterbewusstsein die Definitionen zu verändern, die meine Betrachtung der Alltags- und Traumrealität betreffen. Für mich selbst weiß ich genau um diese Definitionen, wenn ich in der Alltagsrealität bin, aber mein Traumselbst scheint dies nicht zu wissen. Es macht dahingehend noch einige Fehler.

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