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Suche nach Erleuchtung: Der Tarner (Teil 9)

Suche nach Erleuchtung Matrix verlassen

Kaum hatte ich dissoziiert, fiel ich einige Minuten später wieder aus dem Klonselbst heraus und landete einmal mehr in den Wahrscheinlichkeitsfraktalen. Anfangs hatte ich schon ein wenig befürchtet, ich könnte wieder mit einem Blackout konfrontiert werden, aber ich hatte mir vorgenommen, dass ich meine Angst zulasse und akzeptiere, aber nicht aufhören werde, weiterzumachen. In den Fraktalen landete ich wieder bei dem alten Mann, der heute mal wieder mit mir an einem Lagerfeuer saß. Sein langer Weg zu seinem Ziel, das er zu verfolgen schien, hatte er vermutlich immer noch nicht erreicht. Manchmal fragte ich mich, wo er überhaupt hin möchte, aber vielleicht lief er auch nur in den Wäldern umher, weil es ihm Spaß machte.

“Ich freue mich, dass du wieder zurückgekommen bist”, meinte er zur Begrüßung, “Du bist in eine Sackgasse geraten und du hast diese Sache mit dem Blackout erfahren, doch beides hat dich nicht davon abgehalten, wieder ins Labyrinth zu gehen. Das Labyrinth ist deine Herausforderung, daran gibt es keinen Zweifel, aber das Bewusstsein, so wie es grundsätzlich beschaffen ist, akzeptiert keine Sackgassen. Es wird sich immer einen Weg bahnen – es sei denn, du gibst auf.”

Ich nickte und freute mich, denn ich musste zugeben, dass ich nach der letzten Erfahrung schon ein wenig an Mut verloren hatte oder zumindest an Respekt gewonnen hatte. Doch war mir auch immer irgendwie klar, dass ich nicht aufgeben wollte. Maximal hätte ich vielleicht einige Wochen oder Monate gewartet und es dann erneut versucht oder mich langsam herangetastet.

“Das Programm der Menschen in eurer Realität ist für alle gleich gestellt. Jeder Einzelne von euch jagt nach der Erleuchtung. Fast alle von euch sind in dem Labyrinth gestrandet, ohne Erinnerung an den Ursprung des Spiels und an eure Zielsetzung”, fuhr der alte Mann fort.

“Welches Spiel meinst du?”, fragte ich.

“Das Spiel, zu dem ihr herausgefordert wurdet.”

Ich runzelte die Stirn: “Wer hat mich herausgefordert?”

“Jeder von euch wurde vom inneren Kind herausgefordert, oder wie du es nennen würdest: der Tarner, Peter Pan oder auch Atreju. Er steht zwischen dir, dem Labyrinth und der Ganzheit des Selbst. Und natürlich auch zwischen dir und der Erleuchtung.”

“Welches Interesse verfolgt Atreju?”

“Das innere Kind ist nicht unbedingt ein Kind, aber es denkt so. Es hat so viel Energie und Macht, dass es dich alles glauben lassen kann, was es will. So kann es dir Gedanken senden, wenn es nötig ist, vielleicht auch Imaginationen. Es kennt sich hervorragend aus in dem Labyrinth und es will unaufhörlich spielen. Wir sprachen schon einmal darüber… Sieh mich an und lass dich von mir in die Fraktale führen…”

Ich schaute ihn an und dann erhob ich mich und schoss wieder zurück in die Fraktale. Ich flog dort umher und erkannte einige der vielen alternativen Realitäten wieder, die ich schon so oft erblickt hatte, aber dann sah ich, was mir der Mann zu erklären versuchte. Ich sah es nicht, aber ich fühlte den Tarner, wie er über das Labyrinth jagte. Ich nahm ihn hinter mir, vor mir und seitlich von mir wahr, oben und unten. Er war so schnell und unerreichbar. Niemand konnte ihn genau ausmachen, wo er sich gerade wirklich befand. Kurz darauf verlor ich ihn aus den Augen und erblickte daraufhin all die Menschen, denen ich begegnet war. Dort durfte ich wieder einmal erkennen, dass sie alle an diesem großen Spiel beteiligt waren. Jeder einzelne, unabhängig davon, was jede Person für sich glaubte, was sie hier auf Erden zu suchen hatte. Selbst der Nachbar mit dem Tirolerhut, der Lederhose und dem Dackel war auf der Suche nach der Erleuchtung, auch wenn er es nicht bewusst wissen wollte. Es gab niemanden in dieser Welt, der nicht danach suchte. Sie alle waren schon bis auf einiges an die Erleuchtung herangekommen, aber keiner hatte sie erreicht.

Die Erleuchtung selbst schwebte wie ein geheimnisvoller Schleier über all den Menschen auf ihrer Suche… Und wer stand dazwischen? Der Tarner, das innere Kind, das sich in den Kopf gesetzt hatte, alle zu diesem gewaltigen Spiel herauszufordern. Für ihn war unsere Alltagsrealität formbar wie der Teig zum Kuchen. Erinnerungen, Gefühle, Gedanken, sie alle konnten beeinflusst werden. Der Tarner war definitiv stärker als alles, was mir jemals persönlich begegnet war. Wie konnte ich kleines, mickriges Selbst dieses machtvolle, verspielte Selbst überlisten? Es war nicht nur aussichtslos, sondern unmöglich.

Wenige Augenblicke später saß ich wieder mit dem alten Mann auf der Lichtung am Lagerfeuer.

“Das Labyrinth ist das Problem von euch allen. Ihr rennt darin herum und habt vergessen, dass ihr das Spiel schon einmal verloren habt. Es ist aber wiederum das, was euch Menschen miteinander verbindet. Die meisten von euch haben aufgegeben und nur wenige haben noch eine intuitive Ahnung, was mit ihnen geschehen ist. Die Blöcke, die du in einer Erfahrung wahrgenommen hast, sind nichts anderes als das Verändern bestimmter Gänge in diesem Labyrinth. Im Alltag bedeutet ein verschobener Gang eine neue Möglichkeit, die sich euch öffnet oder schließt. Der Tarner kann diese Gänge ebenfalls beeinflussen, so wie die geheime Ebene, zu der du keinen Zutritt finden kannst.”

“Was kann mir dabei helfen, die aussichtslose Situation, in der ich mich befinde, zu lösen und den Tarner zu besiegen?”

“Du kannst den Tarner nicht besiegen, du kannst ihn nur herausfordern und nicht zu einem Gefecht oder einer Diskussion, in der du ihn mit Worten schlagen kannst, sondern nur im Spiel.”

“Wie kann dieses Spiel aussehen?”, fragte ich nach.

“Das Spiel ist, seine Tricks und Schlichen zu erkennen und seine Kennung zu finden. Sobald du sie hast, kannst du ihn jederzeit rufen und ihn zu einem Spiel herausfordern. Wenn du ihn einmal herausforderst, dann hast du seine Aufmerksamkeit erregt. Es ist unmöglich zu gewinnen, aber du musst es trotzdem versuchen.”

“Ich habe ihn wahrgenommen und er ist hundert Mal gewandter und erfahrener als ich. Es ist völlig aussichtslos! Es wundert mich nicht, warum so viele aufgegeben oder vergessen haben.”

“Nicht nur das, das Spielen mit ihm hat auch viele in Depression, Angst, Trauer, Wut, Hass, Bitterkeit und Resignation hinterlassen. Selbst euer krampfhaftes Festhalten an der harten, rationalen Realität ist eines seiner größten Späße. Die Kunst, die du zum Glück bereits erlernt hast, ist, dich nicht entmutigen zu lassen. Du machst weiter trotz der hinderlichen Gefühle, die dir schon begegnet sind”, ergänzte er.

“Ich habe überlegt, ob der Tarner böse ist, aber er ist es nicht. Ich fühle, dass er gut ist, aber nur sehr stark verspielt. Unser Alltag mit all seinem Ernst und Problemen ist für ihn nur ein Spiel. Wenn wir heulend in der Ecke sitzen und über Selbstmord nachdenken, wird es für ihn ein Spiel sein.”

“Das ist richtig. Mach dir aber keine Gedanken darüber, dass es dich dauernd beeinflusst. Es beeinflusst nur wichtige Momente im Leben oder Augenblicke, die dafür sorgen könnten, dich zu erinnern oder sich seiner Anwesenheit bewusst zu werden. Und natürlich im offenen Spiel mit ihm. Nimm nichts in der Auseinandersetzung mit ihm ernst. Wenn du negative Gefühle empfindest in deinem Leben, nehme sie nicht ernst. Folge deiner Intuition und deinem Herzen, dann hast du eine winzige Chance!”

Ich musste grinsen. Für einen Moment glaubte ich, Atreju zu fühlen, wie er am Rande des Labyrinths fett grinste. Als seien wir telepathisch miteinander verbunden, wusste er genau, was ich in dem Moment dachte.

“Wenn du ihn zum Spiel herausforderst, dann musst du aufmerksam, flexibel und unerschütterlich sein. Vergiss das nicht! Nicht wenige von euch sind eines Morgens in ihrem Bett aufgewacht und erinnerten sich an irgendeinen Unfug und glaubten, das wäre nun ihr Leben! In Wirklichkeit hatten sie in einem offenen Kampf gegen den Tarner verloren! Niemand von euch kann sich die Kraft, die er besitzt, vorstellen. Und ich rede hier nicht von einem Spiel in einem Sinne, sondern von der Möglichkeit, euch selbst wiederzufinden, euch wieder zu erinnern und selbst zu erkennen. Wer kein Interesse daran besitzt, sich ihm erneut zu stellen, ist schon längst besiegt worden. Alle, und ich betone, alle sind an diesem Spiel beteiligt.”

Langsam kam ich wieder in meinem Bett und somit in meiner gewohnten Alltagsrealität an. Es war mal wieder eine interessante Begegnung mit dem alten Mann gewesen. Er schaffte es immer wieder, mich zu faszinieren. Die Auseinandersetzung mit dem Tarner war mir aus älteren Erfahrungen jedoch schon bekannt, aber ich hätte niemals gedacht, dass er so eine wichtige Schlüsselposition besitzt, die mich von der großen Erleuchtung und von der Ganzheit des Selbst trennte, von meiner eigenen Ganzheit, die ich irgendwann verloren hatte.

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