Site icon DER MATRIXBLOGGER

Retrieving: Die alte Dame: Das Krankenhaus im Jenseits

Retrieving

Ich stehe vor einem riesigen Gebäude. Es sieht ein wenig aus, als handelt es sich hier um ein Krankenhaus. Langsam gehe ich hinein. Verglaste Fenster. Die Türen öffnen sich von allein. Große Vorhalle. Niemand ist zu sehen. Keine Person am Tresen. Niemand auf den Gängen. Ich gehe die Treppen hinauf und gehe einen lang Gang entlang. Da sehe ich eine offene Tür. Wohin mich meine Intuition wohl führen wird? Ich schaue in das Zimmer hinein und sehe eine ältere Dame. Sie sitzt mit dem Rücken zu mir und tippt etwas auf der Tastatur eines Notebooks.

Ich bin überrascht, denn ich erkenne sie als die alte Dame wieder, die ich im Alltag des Öfteren getroffen habe und kürzlich verstorben ist.

“Ach, Herr Dilas. Kommen Sie doch rein”, sagt sie, als sie sich umdreht und mich erblickt.

Sie ist es tatsächlich. Spontan setze ich mich rücklings auf einen Stuhl, der im Krankenzimmer steht.

“Wie geht es Ihnen?”, frage ich.

“Mir geht es schon viel besser!”, meint sie und grinst zufrieden.

Sie sieht wirklich besser aus. Auch ihre Bewegungen wirken nicht mehr so wie in Zeitlupe, sondern flüssiger und schneller. Ihre tausend Falten sind ebenfalls teilweise verschwunden und sie sieht gleich 20 Jahre jünger aus.

“Ich muss mich hier erst langsam einfinden”, meint sie. “Die päppeln mich aber immer mehr auf.”

Offensichtlich scheint es so, als gäbe es nach dem Tod eine Art Krankenhaus, in dem man wieder hergerichtet wird. Ich muss an einen Autoren denken, der schrieb, dass man nach dem Tod erst einmal in einen Bereich kommt, wo man den Übergang von der Alltagsrealität hinüber zum Jenseits entsprechend vorbereitet und “körperlich” angepasst wird. Eine Art Transformation, die stattfinden muss. Diese Transformation muss jeder durchlaufen.

“Bald bin ich wieder ganz die alte, meinten die zu mir”, erklärt sie mir weiter. “Und dann kann ich mich wieder mit den Dingen beschäftigen, die mich auch interessieren.”

“Also, Notebooks haben sie ja auch hier und die scheinen sie ja auch noch gern zu benutzen.”

“Natürlich. Das hilft mir auch dabei, wieder alle mein Tassen im Schrank unterzubringen. Wenn Sie wissen, was ich meine? Die wurden ja ganz schön durcheinandergewirbelt.”

Wir lachen.

Wenige Augenblicke später erwache ich wieder in meinem Bett. Jetzt hatte ich ganz vergessen, sie zu fragen, wie erstaunt ihr Gesicht denn war als sie erkannte, dass sie nicht wirklich gestorben war, sondern nur für immer ihren physischen Körper verlassen hatte. Schade! Vielleicht beim nächsten Mal… Jedenfalls war es schön zu sehen, dass es ihr gut ging und dass sie sich immer mehr in der neuen Welt zurechtfindet.


Siehe auch die anderen Teile:

Die alte Dame checkt aus

Die alte Dame: Sie ist gegangen

Die alte Dame: Letzte Vorbereitungen

Die alte Dame: Alter und Weltenverschiebungen

Die alte Dame: Verwunderung

Abschließender Bericht

Exit mobile version