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Traumnacht: In der Zwischenzone

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Heute Nachmittag war ich wieder in der Zwischenzone. So nenne ich den Bereich, welchen ich bei der Meditation betrete. Dort bin ich in einer Art Zwischenbereich, in dem ich meinen physischen Körper so gut wie völlig vergessen habe und mir kann dort alles begegnen: Verstorbene, Traumsequenzen, Visionen oder der für mich allzu oft verführerische Eingang ins Reich der parallelen Realitäten. Dies sind völlig unabhängige Realitäten, in denen ich mich an eine andere Persönlichkeit anschließen und miterleben kann, was diese Person erlebt. Oft ist es ein anderer Jonathan, der in seinem Leben andere Entscheidungen getroffen hat und nun auch andere Freunde, einen anderen Wohnort oder andere Problemstellungen besitzt. Doch neuerdings bemerkte ich eine Tendenz, auch andere Persönlichkeiten anzutreffen, die nicht Jonathan sind, sondern andere. Es können Personen sein, die in einem anderen Land wohnen, die von der Bewusstseinserweiterung überhaupt nichts wissen wollen. Manchmal erkenne ich mich dann sogar im Körper einer Frau wieder, die ihren Alltag auf ihre Weise erlebt, ohne zu wissen, dass ich mich an sie angeschlossen habe und sie beobachte.

Spannend daran finde ich, dass man an dem Leben anderer teilhaben kann. Wie leben andere Menschen in einer anderen Umgebung? Und was könnte einen besseren Einblick vermitteln als “in” der Person zu sein und aus ihrer Perspektive und in ihrem Geist mitzuerleben, was sie erlebt. Manchmal bin ich nur ein anderer Jonathan, aber nun kann es auch eine farbige Gospelsängerin sein oder ein junger Mann, der von der Hand in den Mund lebt oder eben ein Rentner, der sich über Teenager in seinem Garten ärgert… So wie heute Nachmittag:

Fast automatisch sprang ich aus der Zwischenzone heraus und begab mich in die “anderen Realitäten”, die so genannten Wahrscheinlichkeiten oder alternative Realitäten. Sie sind wie einzelne Stränge, denen ich folgen kann, fast wie Bänder, die sich drehen und wirbeln, aber mich dann doch in Windeseile in die eine oder andere Realität bringen. Es ist schwer für mich, diesen Vorgang zu steuern, d.h. ich kann bislang nicht entscheiden, wo ich landen werde. Vielleicht schaffe ich es irgendwann und erkenne das Muster, nach dem man eine direkte Auswahl treffen kann. Das Problem ist die Diskrepanz zwischen unserem anerzogenen, linearen Denken und die chaotische Struktur dieser anderen Realitäten. Doch ich bin sicher, jedes Chaos hat auch seine eigene Ordnung, man muss sie nur verstehen.

Wenige Sekunden später war ich plötzlich ein Rentner. Ich schaute aus dem Fenster meines Hauses, weil ich Stimmen gehört hatte. Es dämmerte draußen bereits und es war nicht einfach, jemanden zu entdecken. Dann erblickte ich weiter links einige Teenager auf meinem Grundstück. Ich wusste nicht, was sie dort verloren hatten, also ging ich nach draußen. Sie schienen irgendwas zu planen oder hatten etwas im Sinn. So schlich ich mich in deren Richtung. Sie schlichen hier herum und wollten bestimmt etwas stehlen oder anderen Unsinn machen.

Unvermittelt standen drei Teenager vor mir. Zwei Mädchen und ein Junge. DIe Mädchenschrien laut auf und zappelten wild herum. Der Junge schnappte sich dann eins der beiden Girlies und rannte mit ihr fort. Die andere konnte ich so eben noch erwischen und hielt sie am Arm fest. Sie war vielleicht 13 oder 14 Jahre alt und schaute mich erschrocken an.

“Lassen Sie mich los!”, rief sie laut aus.

“Was wolltet ihr hier?”, fragte ich sie.

Sie gab jedoch keine Antwort und ich zog sie dann mit in mein Haus, um sie dort zur Rede zu stellen. Ich setzte sie auf einen Stuhl und verlangte von ihr, mir die Wahrheit zu sagen oder ich würde ihre Eltern anrufen und ihnen erzählen, dass sie Hausfriedensbruch begonnen hatten. Im schlimmsten Fall, so fügte ich hinzu, würde ich die Polizei holen.

Sie druckste auf ihrem Stuhl herum und spielte mit ihren langen, mittelblonden Haaren: “Ich… ich weiß auch nicht. Wir waren hier in der Gegend und haben dann dieses Haus gesehen und ich hab mich magisch davon angezogen gefühlt. Vielleicht bin ich auch deshalb irgendwie grad stehengeblieben und nicht weggerannt, so wie die anderen. Ich weiß es nicht.”

“Was meinst du mit magisch angezogen? Hast du hier was gesehen oder wie soll ich das verstehen?”

Sie blickte verunsichert zu den Seiten und schien sehr nervös zu sein.

“Es muss doch einen Grund dafür geben, einfach ein fremdes Grundstück zu betreten. Wolltet ihr was stehlen oder was anzünden?”

“Nein, Quatsch! Wir wollten nichts Schlimmes machen! Wirklich nicht. Ich schwör!”

Ich, als der alte Mann, war noch misstrauisch, obwohl ich, als Jonathan, ihr an dieser Stelle vielleicht schon geglaubt hätte.

“Wenn du jetzt nicht die Wahrheit sagst, dann reißt mir der Geduldsfaden. Ich ruf besser beide an, deine Eltern und die Polizei. Sollen die sich mit dir rumärgern. Ich habe keine Lust mehr dazu!”, drohte ich.

Dann griff sie unter ihre Jacke und holte ein Handy hervor.

“Es… es geht um das hier!”, sagte sie und reichte mir das Handy.

Ich nahm es entgegen und schaute es mir an. Darauf erkannte ich ein Foto, das anscheinend in einem Zug gemacht wurde, vielleicht war es auch eine Theateraufführung mit einer engen Kulisse. Ich konnte es nicht klar bestimmen. Es war auch etwas verschwommen aufgenommen, so, als ob es jemand in der Hektik gemacht hätte. Ich erkannte zwei Personen, die hinter einer Glastür standen. Am Rand der Glastür, oder vielleicht war es ein Abteil, waren dunkelrote Vorhänge zu sehen.

“Sehen Sie, da auf dem Foto sind zwei Gesichter”, meinte sie.

“ja, das sehe ich. Wer ist das?”

“Ich war dort mit Freunden und wir wollten auf einer Bühne auftreten. Ich hatte so viel Angst vor dem Auftritt und ich hab richtig gebibbert! Und dann sah ich so eine Tür und dahinter waren diese beiden Gesichter. Es war meine Schwester, sie lächelte mich an und neben ihr stand meine Freundin. Meine Freundin war extra gekommen, um mir die Daumen zu drücken, aber meine Schwester ist schon seit einem Jahr tot!”

Ich bekam eine ordentliche Gänsehaut. Nun erkannte ich deutlich zwei Mädchengesichter. Die Freundin stand links und gleich rechts daneben war wohl die besagte Schwester.

“Ich hab dann gleich meine Handykamera geschnappt und ein Foto gemacht. Mir hätte sonst nie wer geglaubt! Ist doch klar!”

Ich nickte.

“Und… und gucken Sie mal genau. Ich hab mir das Foto immer wieder angeguckt und dann hab ich es gesehen! Die beiden Köpfe von den beiden sind sehr nah beieinander, ja so nahe, dass sie ein drittes Gesicht ergeben, wenn Sie ihre Blickstellung verändern. Sie wissen schon, so wie bei diesen Bildchen, wo man eine alte Frau sieht und wenn man anders guckt, dann sieht man einen Mann.”

Sie hatte völlig Recht. Die beiden Gesicher, so nah zusammen, ergaben noch ein drittes Gesicht. Ich erkannte mit Überraschung, dass es der Schauspieler Kyle MacLachlan war. Er spielte in “Desperate Housewives” mit und auch den Agent Cooper in “Twin Peaks”. Und wenn ich das Foto in einer leicht anderen Perspektive betrachtete, war sogar Batman zu sehen, mit Maske und allem Drum und Dran. Das Foto war in jedem Fall ein interessanter Schnappschuss.

Kurz darauf erwachte ich, weil ich mich zu sehr auf das Foto konzentriert hatte. Offensichtlich war ich in dieser Realität an einen Rentner “angeschlossen” gewesen, der – ganz klassisch und spießig – über sein Haus und sein Grundstück wachte. Vielleicht waren ihm seine Hobbys ausgegangen, man weiß es nicht, doch das Foto hat ihn in jedem Fall innerlich bewegt.

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