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Die andere Seite: Körperwelten und Freiheiten

Reise zum Selbst - Die andere Seite

Neben mir saß eine Person, wahrscheinlich männlich, die ich jedoch kaum wahrnehmen konnte. Wir befanden uns in einem abgedunkelten Raum. Vor mir erkannte ich einen Bildschirm, auf dem mir mehrere Personen gezeigt wurden.

“Schau hier, das ist eine Frisörin. Sie ist gerade 22 Jahre alt und auch hübsch anzusehen. Wie wäre es damit?”

“Ich weiß nicht so recht. Wie sieht es denn mit dem Freundeskreis aus?”, frage ich nach.

“Der ist nicht sonderlich groß oder so.  Im Moment single, arbeitet noch als Gesellin und hofft eben, dass sie sich bald selbständig machen kann – was sie aber vermutlich nicht tun wird.”

“Verstehe. Und ihre Eltern?”

“Der Vater ist tot, aber die Mutter lebt noch. Zwei Tanten, einen Großvater und eine Schwester.”

“Was ist mit der Schwester?”

“Sie ist nicht zugänglich. Sie könnte vielleicht ein kleines Risiko darstellen, dass ihr etwas auffällt.”

“Was hast du noch?”, frage ich weiter.

Dann erscheint ein Mann mit GI-Schnitt auf dem Schirm.

“Hier, ein Fremdenlegionär. Er war in Frankreich und hat an einer Ausbildung teilgenommen. Er ist ein Militärfreak, aber primär nur deshalb, weil er mit seinem Leben ansonsten nichts anderes anzufangen weiß. Schwere Kindheit. Schule abgebrochen. Der Kontakt zu der Familie ist eingeschlafen.”

“Interessant. Niemand kennt ihn vermutlich näher.”

“Das ist richtig. Außerdem ist sein Körper trainiert und es interessiert niemanden, wer oder wo er ist.”

“Das wäre ja schon eine gute Wahl, oder?”

“Das sehe ich auch so.”

“Gibt es denn einen Eintrittspunkt, wo man ihn übernehmen kann?”

“Ja, den gibt es. Er wird in eine brenzlige Situation geraten. Das ist der Punkt, wo man seinen Körper übernehmen kann.”

“Hm… irgendwie bin ich da aber auch unsicher… Hast du nicht einen Teenager?”

“Das ist stets ein wenig riskant. Diese werden oft von ihren Eltern stark behütet. Außerdem gibt es dann so etwas wie Beste-Freunde oder Beste-Freundinnen, die, falls einer recht helle im Köpfchen ist, Verdacht schöpfen könnten. Sie könnten bemerken, dass in ihm nun ein anderer steckt.”

“Gut, dann werde ich dafür noch mal in mich gehen. Jetzt habe ich noch eine Verabredung.”

Kurze Zeit später befand ich mich an einem Treffpunkt. Einige aus unserer Gruppe wollten mich hier abholen und mich zu einer Besprechnung mitnehmen. Nach fünf Minuten fuhr ein alter Mercedes-Diesel vor.

“Spring rein, Jonathan.Wir sind schon spät dran”, rief die Fahrerin.

Als ich sie telepathisch anzapfte, empfing ich den Namen Kirsten oder so ähnlich. Sie hatte braunes Haar und ein schönes Augen.

Das Auto war schon ziemlich gefüllt. Ich saß mit zwei weiteren Personen auf der Rückbank, aber die Personen konnte ich in der Dunkelheit nicht gut sehen, ebenso schlecht zu erkennen war der Beifahrer. Der Beifahrer schien jedoch recht groß zu sein, denn er hatte den Sitz ziemlich weit nach hinten verstellt, sodass ich kaum Platz auf der Rückbank fand.

“Wie lang sind denn deine Beine?”, fragte ich den Beifahrer und alle lachten.

Wahrscheinlich durfte jeder schon mal hinter ihm sitzen.

Einige Späße und Flachsereien später befanden wir uns am Treffpunkt. Wir hatten vereinbart, uns bei Vivian zu versammeln, um uns gegenseitig die Neuigkeiten mitzuteilen, die jeder erlebt hatte.

Das Wohnzimmer war recht groß. Ein Holzregal. Ein großes Matratzenlager auf dem Boden. Ein Tisch in der Mitte und mehrere Sitzgelegenheiten. Vor mir stand die Fahrerin. Sie lächelte mich an:

“Hast du denn Lust, heute Programm zu machen?”

Ich hatte in dem Moment in dem Update nichts finden können, das auf eine bestimmte Tätigkeit oder ein Vorhaben schließen ließ. Irgendwie kam dieses immer nur bruchstückhaft an, wenn ich mich in dieser Realität wiederfand. Es war daher schwer, sofort richtig einzuschätzen, worauf eine Person gerade so selbstverständlich ansprach.

“Mal sehen, was es gibt”, antwortete ich.

Dann trat jemand anderes hinzu. Es war ein Mann. Ich hatte seinen Namen nicht zur Verfügung.

“Wie wäre es, wenn wir heute den Wunsch nach Freiheit etwas verstärken?”

“Und wie sähe das aus?”, fragte ich.

“Wir ketten uns für ein oder zwei Tage aneinander. Die Bewusstwerdung über das Angekettetsein würde das Gefühl nach Freiheit verstärken.”

“Eine interessante Idee.”

Vivian ging an uns vorbei und setzte sich auf das Bett. Sie schaute dann zu uns hoch. Der Mann neben mir lächelte: “Wie wäre es denn mit dir und Vivian? Wir binden euch mit Handschellen aneinander und dann bleibt ihr zusammengebunden bis auf Weiteres.”

“Von mir aus”, sagte ich und lachte.

Dann setzte ich mich zu Vivian. Sie schaute mich an und strich ihren Scheitel zur Seite.

“Sollen wir dann mal?”

“Willst du das wirklich?”, fragte ich sie. “Ich bin mir da gar nicht mehr so sicher. Ich habe noch Vieles zu tun und ich glaube, das passt mir im Moment doch nicht.”

“Also mir macht das nichts. Ich habe das schon zwei Mal mit jemandem gemacht. Mir ist es egal.”

“Dann lass uns das lieber verschieben”, schlug ich vor.

Im Anschluss an dieses Gespräch sprach ich noch mit einigen anderen, aber dann endete der Traum.

Nachdem ich erwacht war, dachte ich darüber nach, dass diese Realität, die ich hier wieder besucht hatte, die gleiche gewesen war, die ich am 7.3.09 ebenfalls aufgesucht hatte (siehe HIER). Interessant fand ich, dass wieder dieser Aspekt darin vorkam, in dem man anscheinend den Körper einer anderen Person einfach übernehmen konnte. Ich erinnerte mich dann an den Text “Walk-ins”, in dem ich den Körper einer 16jährigen Teenagerin übernommen hatte. Wir hatten uns zuvor angesprochen, es so zu machen. Doch in diesen beiden Träumen von heute und vom 7. März scheint es mir ganz so, als könnte man bestimmte Körper einfach so besetzten und dann darin leben – erwachsene Menschen, ohne dafür in dieser Realität geboren worden zu sein. Ein wenig erinnerte mich das an den Film “Die Matrix”, in dem die Agenten einfach einen Menschen übernehmen konnten und diesen dann benutzten. Ich erinnerte mich, dass mir in dem anderem Traum erklärt  wurde, dass das nur mit Menschen geht, die unbewusst sind. Was sagt das genau aus? Ab wann ist man unbewusst? Sind das leerstehende Körper, die dennoch im Alltag integriert sind und sich normal verhalten als wäre jemand in ihnen drin? Oder kann man bei bestimmten Menschen, falls man einen bestimmten Schlüssel hat, diese einfach verdrängen und sie sind dann “tot”? Die Beantwortung dieser Fragen wird wohl noch auf sich warten lassen müssen.

Dann erinnerte ich mich an eine Textstelle in dem Buch “Eine andere Wirklichkeit” von Carlos Castaneda, in der geschrieben steht:

“Sehe ich denn die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind?”
“Nein, deine Augen haben nur schauen gelernt. Denk zum Beispiel an jene drei Leute, denen du begegnet bist, die drei Mexikaner. Du hast sie in allen Einzelheiten beschrieben und mir sogar erzählt, wie sie gekleidet waren. Aber das bewies mir nur, daß du sie keineswegs gesehen hast. Könntest du sehen, dann hättest du sofort gewußt, daß es keine Menschen waren.”
“Sie waren keine Menschen? Was waren sie dann?”
“Sie waren keine Menschen, das ist alles.”
“Aber das ist unmöglich. Sie waren genau wie du und ich.”
“Nein, das waren sie nicht. Ich bin sicher.”
Ich fragte ihn, ob es Geister, Gespenster oder die Seelen Toter gewesen seien. Er gab zur Antwort, er wisse nicht, was Geister, Gespenster oder Seelen sind.
Ich übersetzte ihm aus dem Websters New World Dictionary die Definition des Wortes Gespenst: “Der vermeintliche entleibte Geist eines Toten; verstanden als bleiche, unheimliche sich den Lebenden offenbarende Erscheinung.” Anschließend die Definition des Wortes Geist: “Ein übernatürliches Wesen, verstanden vor allem als Gespenst oder bestimmten Gegenden innewohnende Kräfte… Träger bestimmter (guter oder böser) Eigenschaften.”
Er meinte, man könne sie vielleicht Geister nennen, obwohl die von mir vorgelesene Definition sie nicht ganz zutreffend beschriebe.
“Könnte man sie als Schutzgeister bezeichnen?” fragte ich.
“Nein. Sie beschützen nichts.”
“Sind es vielleicht Bewacher? Passen sie auf uns auf?”
“Es sind Kräfte, weder gut noch schlecht, einfach Kräfte, die ein Brujo* beherrschen lernt.”

(*def.: brujo: zauberer, hexer, wissender)

Ich erinnerte mich dann an das Mädchen aus dem anderen Traum. Sie schien “gesehen” zu haben, dass wir nicht ihre Eltern gewesen waren. Und laut der Traumerinnerung aus dem heutigen Traum scheint ein vertrauter Mensch vielleicht Verdacht schöpfen zu können, aber er würde vermutlich niemals darauf kommen, dass nun ein ganz anderer in seinem Freund wohnt…

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