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Suche nach Erleuchtung: Der Kobold (Teil 7)

Suche nach Erleuchtung Matrix verlassen

Heute war es wieder so weit. Ich tauchte hinab – oder hinauf, wie immer man möchte – in die Wahrscheinlichkeitsfraktale. Alles, was dort existiert, gibt es in unzähligen Variationen. Es reicht sogar weit bis in andere Zeitalter hinein, sei es die Vergangenheit oder die Zukunft. Doch so weit wollte oder konnte ich nicht reisen. Zu schnell wurde meine Aufmerksamkeit hierbei von der einen oder anderen Begebenheit eingefangen. Dieses Mal war ich erpicht darauf, die unzugängliche Ebene aufzusuchen. Der alte Mann hatte mir schon einmal geraten, sie aufzusuchen, um mehr über sie zu erfahren. Es ist wie ein abgeriegeltes Gebiet, in das nur Eingeweihte hinein können – zumindest kam es mir so vor. Vielleicht ist dies ein wenig zu mystisch formuliert. Es ist sicherlich besser zu sagen, dass man einer bestimmten Frequenz entsprechen muss, um diese Ebene betreten zu können. Verfügt die eigene Persönlichkeit nicht über diese Frequenz, kommt sie einfach nicht hinein. Der alte Mann hatte mir gesagt, dass es einer Erkenntnis bedarf, um zu ihr zu gelangen. Eine Erleuchtung sozusagen, die so umfassend und tiefgründig ist, dass sie mich aus den Schuhen hauen wird.

Oft hat er mich ausgelacht, wenn ich ihm gesagt hatte, dass ich diese Erleuchtung erlangen möchte, denn er meinte, dass sie zu erlangen so einfach wäre wie mit den Fingern zu schnippen. Ich habe ihm bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht geglaubt, da ich denke, wenn sie so einfach zu erreichen wäre, warum hatte ich sie dann noch nicht erreicht. Was blieb mir vorerst anderes übrig, als weiterhin das gigantische Labyrinth der alternativen Realitäten zu erforschen, in der Hoffnung, irgendwo eine Spur zu finden, damit ich es verlassen bzw. lösen kann, um die Ganzheit meines Selbst zu finden – oder zumindest, um diese Erleuchtung zu erhalten. Eine dieser Spuren war eine gesonderte Ebene, die ich vor einiger Zeit vorfand. Ein abgeriegelter Bereich, den ich nun wieder mal vor mir liegend erspüren, aber nicht betreten konnte.

Ich konzentrierte mich stark auf diese Ebene, denn wenn ich schon nicht mit meinem Geist in sie eindringen konnte, dann könnte ich doch vielleicht ein wenig von ihr empfangen. Irgendwo musste es doch eine Lücke geben, ein Loch, aus dem irgendetwas heraustrat, und sei es nur eine winzig kleine Information oder ein bildlicher Eindruck. Und genau dies geschah!

Plötzlich spürte ich eine Menge an Informationen, die in einer unfassbaren Geschwindigkeit auf mich einstürmten. Ich konnte sie kaum zuordnen und sie waren so fragmentiert und unzusammenhängend, dass ich sie kaum ordnen konnte. Es ist auch unglaublich schwierig zu beschreiben, was ich genau wahrnahm: Zuerst sah ich vor meinen Augen große Blöcke, die von einer Stelle zur anderen geschoben wurden. Ich besaß Eindrücke von Planung, Gestaltung und Organisation. Ich erkannte Personen, die dort waren und es tauchten Assoziationen zu dem Film “Dark City” auf, nur nicht dermaßen düster. In diesem Film wurde nachts von seltsamen Männern mit großen schwarzen Umhängen die Zeit angehalten und die Erinnerungen der Menschen ausgetauscht, um zu sehen, wie sie mit ihrer neuen Rolle und neuen Erinnerungen im neuen Umfeld umgehen. Ich will damit nicht sagen, dass auf dieser unzugänglichen Ebene mit solchen Mitteln gearbeitet wurde, aber ich besaß eine Assoziation dazu. Es hatte irgendwas mit Planung zu tun, die uns auf unserer physischen Ebene betrifft. Es war, als würde dort für jeden geplant werden. Doch dies war nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was ich noch wahrnahm. Leider konnte ich diese Informationen nicht wiedergeben, weil sie zu flüchtig waren und konnte  sie daher noch nicht formulieren. Ich hoffe, dass ich wieder einmal dorthin zurückfinden werde, um einen neuen Versuch zu starten.

Langsam verlor ich diese gesonderte Ebene aus den Augen und erblickte in den Fraktalen den alten Mann. Sofort bewegte ich mich in seine Richtung. Wenige Sekunden danach stand ich in einem Wald. Es dämmerte. Obwohl ich gerade noch den alten Mann gesehen hatte, war er nun fort. Ich schaute mich auf der Lichtung um, auf der ich mich befand, aber er war definitiv verschwunden. Ich beschloss, mich auf einen Baumstamm zu setzen, in der Hoffnung, dass er gleich zurückkommen würde. Ebenso hoffte ich, dass die Erfahrung noch lang genug anhalten würde, damit ich ihn noch treffen konnte.

“Auf wen wartest du?”, hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir.

Wie aus dem Nichts war ein seltsames Wesen aufgetaucht. Es war gut einen Meter groß, besaß eine laubbraune Haut und sehr längliche Ohren und noch größere Augen. Die Augen waren bestimmt vier Mal so groß wie die eines Menschen. Er schein eine Art Kobold zu sein. Hatte ich es hier etwa mit einem Naturwesen zu tun?

“Ich warte auf den alten Mann. Vielleicht kennst du ihn?”, entgegnete ich.

Der kleine Kobold grinste verschmitzt und lief vor mir auf und ab: “Der alte Mann ist nicht da. Dafür bin ich nun hier. Ich hoffe, das stört dich nicht?”

“Nein, keineswegs.”

“Vielleicht kann ich dir die Zeit vertreiben, bis er wieder kommt. Bist du einverstanden?”

“Natürlich”, antwortete ich.

“Gut, dann können wir über die Menschen und ihr System reden.”

“Du meinst unser Gesellschaftssystem?”

“Richtig!”, meinte er und hüpfte einmal auf der Stelle als würde er sich für meine Vermutung tierisch freuen. “Ihr habt kein gutes System mehr. Ich weiß nicht, was ihr für ein System habt, aber es ist nicht das Richtige. Euer ganzes System basiert nur auf Eigennutz und Gier, aber nicht auf Loyalität, Ehre und Heroismus.”

“Heroismus? Was meinst du damit genau?”, fragte ich nach.

“Damit meine ich, dass es in eurer Welt niemanden mehr gibt, der heroische Taten vollbringt. Selbst wie ihr denkt und fühlt kommt dem nicht einmal mehr nahe!”

Dann berichtete er mir von heroischen Taten aus alten Zeiten, wie er sie nannte, wo die Menschen noch einen Sinn dafür hatten. Heute, so meinte er, seien sie eher von der ruhigen, aber gierigen Sorte.

“Du meinst also keine Prinzessinnen mehr, die man aus Burgverließen rettet oder ausdauernde Kämpfe mit fliegenden und feuerspeienden Drachen?”, witzelte ich ein wenig herum.

“Nein, du verstehst es nicht! Es geht um euer Grundgefühl in euch, in eurem Herzen. Da fehlt euch etwas als hätte es euch eine Hexe gestohlen! Früher wart ihr Menschen anders. Ihr habt mit uns zusammengearbeitet, aber heute seid ihr nur für euch und um euch. Ebenso eure Anführer in eurer Welt. Das sind keine Helden mehr, sondern von irgendwem ausgesucht und an die Führerpositionen gesetzt. Früher wusstet ihr, dass man sich eine Führerposition zu verdienen hatte und sicherlich nicht durch Gerede, sondern mit Taten! Ihr musstet euch beweisen und nicht reden! Auch habt ihr alles vergessen, was mit den damaligen Zeiten zu tun hatte. Die meisten von euch glauben noch nicht einmal mehr an uns!”

Er schaute ein wenig nachdenklich zu Boden. Ich weiß nicht, es schien als vermisste er die alten Zeiten wirklich. Dann riss er seinen Kopf nach oben und rief: “Komm, ich zeige dir, wie es früher war!”

Völlig perplex von diesem Angebot riss ich erstaunt die Augen auf. Ich fragte mich, wie er das anstellen wollte? Und kaum als ich mich versah, befand ich mich wieder in den Wahrscheinlichkeitsfraktalen. Irgendeine Kraft reiste mit mir weit in die Vergangenheit über das Mittelalter hinaus. Dort traf ich auf edle Menschen. Nicht, dass sie reich gewesen seien, aber sie strahlten Kraft, Energie, Wissen und Erhabenheit aus. Es schien, als waren sie von etwas Heldenhaftem durchtränkt, das ihren Geist zu erfüllen schien. Diese Kraft und dieser Heroismus übertrugen sich sofort auf meine Stimmung und ich kam mir selbst für einige Momente so vor wie diese Frauen und Männer, die ich dort erblickte.

Mit diesem Gefühl fand diese Erfahrung ihr Ende und ich befand mich kurz darauf wieder in meinem Bett. Es war ein interessanter Ausflug gewesen und irgendwie spürte ich dieses heroische Gefühl noch immer ein wenig in mir. Ich dachte dann an den Roman “Die unendliche Geschichte” von Michael Ende, den ich mal in meiner Jugend gelesen hatte. Mich hatte das feudale System in dem Buch beeindruckt, insbesondere das Verhalten und das Wissen der kindlichen Kaiserin und das des Helden Atreju. In Büchern habe ich gelesen, dass die Naturgeister noch heute ein feudales System besitzen sollen, also eins mit Königen, Prinzen usw. Auch die Elfen sollen diesem System ebenso treu sein wie die Zwerge, Kobolde und Feen und wie sie alle heißen mögen. Natürlich ist die Demokratie, wie sie heute existiert, in ihrer Idee ebenfalls ein gutes Regierungssystem, doch wie einige bereits herausgefunden haben, ebenso wenig in die Praxis umzusetzen wie der Kommunismus. Unsere heutige Demokratie wandelt sich schrittweise in eine Demokratur oder eine verkappte Diktatur, nur dass das Volk es nicht mitbekommt. Unsere Politiker werden nach ihren verbalen Fähigkeiten ausgewählt. Umstritten ist auch, ob das Wahlsystem, wie wir es praktizieren, nicht auch nur eine Farce ist, um das zu wählen, was schon längst beschlossen wurde.

Wie auch immer die Wahrheit aussehen mag, es kommt auf jeden Einzelnen von uns an, an sich selbst zu arbeiten und sich selbst zu verändern. Nur dann werden wir mit gutem Beispiel vorangehen und die Welt mit unseren Taten inspirieren.

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